6. Das Feuermandl am Stadel.

Ein geiziger Bauer hatte bei Lebzeiten auf seinem "Hintausacker" heimlich den Grenzstein versetzt, um bald darauf auf diesem Grund einen "Kreuzstadel" zu erbauen. Der Nachbar hatte den Frevel nicht wahrgenommen und so ging alles gut. Als der Geizhals starb, fand er im Grabe keine Ruhe. Bei Einbruch der Dämmerung musste er täglich an der Scheune herumirren und nach dem Grenzstein suchen.

Einmal kam ein junger Bauer, der kein Hasenfuß war, spät vom "Baun" mit seinem Fuhrwerk am Stadel vorbei. Da sah er das "feurigi Mandl" an der Scheunenwand "tauchen". Dabei jammerte es: "Es geht nit umi, er g’hört oba umi!" Der beherzte Jungbauer sprang vom Wagen und "spreizte" sich neben dem Feuermann ebenfalls an. Im Augenblick rief der Geist erfreut aus: "Iatzt is er ent, i bin dalest!". Von der Zeit an war es mit dem Spuk vorbei.

L. Klug nach Fr. M. Kaiser, Pframa;

Quelle: Sagen, Schwänke und andere Volkserzählungen aus dem Bezirk Gänserndorf. Hans Hörler, Heinrich Bolek, Gesammelt von der Lehrerschaft des Bezirkes Gänserndorf 1951. Neuauflage 1967.
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