34. Die schwarze Katze.

Vor 60 Jahren soll sich im Hause 89 folgendes zugetragen haben:

Dort diente ein Knecht, der Kowacz hieß. Er war ein Sonntagskind. Eines Tages kam eine Nachbarin, die wollte sich Milch ausborgen. Die Hausfrau schlug ihr aber die Bitte ab, weil sie Schnitter hatte und Milchsuppe kochen musste. Die Nachbarin ging wieder, am Abend aber war die Kuh ausgemolken und gab nur einige Blutstropfen. Da sagte der Knecht: "Das werden wir schon machen!" Als die Großmutter in der Früh den Born ausputzte, sah sie in der Stallecke eine große schwarze Katze. Die Großmutter holte den Knecht und zeigte ihm die Katze. Kowacz sagte: "Nehmt einen großen Prügel und schlagt sie, schlagt sie aber nicht tot!" Als die Tür offen war, machte die Katze ein Sprung bis zum Nachbarzaun. Dann verschwand sie. Bald darauf hörten sie beim Nachbarn eine Frau weinen. Es war die Nachbarin, die war am ganzen Körper blaugeschlagen und verwundet. "Jetzt seht ihr, wer das ist!" sagte der kluge Knecht.

Hsch.-L. Erwin Rickl, Orth a. d. D. nach Fr. Anna Schmid, Orth;

Quelle: Sagen, Schwänke und andere Volkserzählungen aus dem Bezirk Gänserndorf. Hans Hörler, Heinrich Bolek, Gesammelt von der Lehrerschaft des Bezirkes Gänserndorf 1951. Neuauflage 1967.
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