DIE SCHWEDEN IN GAWEINSTAL

Zur Zeit der Schwedenkriege kamen die räuberischen Heerscharen auch nach Gaweinstal und steckten den Ort, wie so viele andere auch, in Brand. Die Bewohner suchten ihr Heil in der Flucht und zogen sich in Erdställe und in das Dickicht des Waldes zurück. Bald wurde der ganze Ort ein Raub der Flammen.

Als nun auch die neu erbaute Kirche von der Feuersbrunst bedroht war, geschah etwas ganz Wunderbares. Vom Dachfirst der alten Klostermühle erhob sich ein großer schwarzer Vogel. Mit kräftigen Flügelschlägen flog er zur Kirche. In seinen mächtigen Krallen trug er zwei Wassereimer, mit denen er das auf das Kirchendach über gesprungene Feuer löschte. Als die Bauern aus sicherer Entfernung den immer wieder kehrenden Vogel mit den Wassereimern sahen, hielten sie dieses Geschehen für einen Wink Gottes. Sie erkannten, dass sie ihre Kirche zu retten hatten. So machten sich einige beherzte Männer auf und begannen, mit vereinten Kräften die feindlichen Schweden zu vertreiben.

Zum Andenken an diese wunderbare Vertreibung wurde noch über Jahrhunderte hinweg am schwarzen Sonntag, das ist vierzehn Tage vor Ostern, in Gaweinstal zu Ehren des Hl. Florian die Schwedenmesse gelesen. Auf der Klostermühle befand sich noch lange nach dem wunderbaren Ereignis ein mächtiger steinerner Adler; in einer Kralle trug er einen Wassereimer, in der anderen eine Pechfackel.

Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 175