DAS JUNGFERNFELD BEI DER KRAUTMÜHLE
Das "Dicke Kreuz" bei Stockerau
© Harald
Hartmann, September 2008
An der Ernstbrunnerstraße erhebt sich nächst der ehemaligen Krautmühle [Anm. d. Hrsg.: Die Krautmühle stand an Stelle der heutigen Maschinenfabrik Heid] eine Steinsäule, die im Volksmunde das "Dicke Kreuz", auch ,,Raubritterkreuz" genannt wird. Die Ackergründe daselbst führen die Bezeichnung ,,Jungfernfeld". Von der Säule erzählt die Sage, daß in ihrem Grundstein ein Priester lebendig eingemauert worden sei, der sich gegen seinen Stand schwer vergangen habe. Seit diesem schrecklichen Ereignis ist die Gegend dort nicht mehr geheuer. Das erfuhr ein Bauernknecht aus Grafendorf an sich, der eines Tages in der Nähe des „Dicken Kreuzes" arbeitete. Als es. Mittag war, setzte er sich neben der Säule zu kurzer Rast nieder. Wie staunte der Mann, als er plötzlich über der Säule eine Schar von Jungfrauen in Nonnentracht schweben sah. Elf von ihnen waren schwarz, eine weiß gekleidet; dreimal schwebten sie um die Säule, dann verschwanden sie. Seit jenem Tage führt die Flur die-Bezeichnung „Jungfernfeld".
(Frau Haselsteiner, Stockerau.)
Quelle: Carl Calliano, Der niederösterreichische Sagenschatz, Bd. V, Wien 1936, S. 236 f.