DER KNOPF IM OPFERSTOCK

Im von Gott gesegneten Marchfeld, wo es mehr reiche Bauern als in anderen Regionen gab, lebte in alter Zeit ein Bauer, der besonders reich, aber auch besonders geizig war. So gab er sonntags bei der Hl. Messe statt einer Geldspende stets nur einen Knopf her, den er - ohne, dass es jemand beobachten konnte - rasch in den Klingelbeutel warf. Lange Zeit kamen Pfarrer und Mesner nicht drauf, von wem der Knopf stammte. Aber schließlich ereilte den Geizigen doch die gerechte Strafe Gottes, und das kam so:

An einem Marienfeiertag war die Kirche wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Alles war wie immer, der Mesner ging mit dem Klingelbeutel durch die Reihen und der geizige Bauer warf einen Knopf hinein, den er vorher schon vorsorglich von seiner Feiertagsweste abgetrennt hatte. Wenig später brach im Ort ein Brand aus und der Bauer eilte rasch nach Hause, um ein Säckchen mit Silbermünzen im Keller in Sicherheit zu bringen. Bei der übertriebenen Eile stolperte er über die rutschigen Stiegen, fiel hin und stürzte dabei unglücklich in eine Sense, die sich just an jener Stelle in seinen Körper bohrte, wo er vor ein paar Stunden den Knopf von der Weste abgetrennt hatte. Der Bauer war sofort tot.

Als der Pfarrer nach der Messe das Geld im Klingelbeutel zählte, fand er wieder einen Knopf; diesmal war dieser aber blutig. So wusste der Pfarrer gleich, von wem der Knopf stammte, und damit war der geizige Bauer entlarvt und seine Tat im ganzen Ort bekannt.
Seither warnt man davor, falsches Geld zu opfern, denn es heißt, dass der Hl. Michael jedem Betrüger, wenn es zum Sterben kommt, die falschen Kreuzer auf die Sündenwaage legt.

Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 238