VON DER ENTSTEHUNG STINKENBRUNNS
Im Weinviertel gibt es gleich zwei Orte mit dem Namen Stinkenbrunn. Der Ort Oberstinkenbrunn liegt südlich von Mailberg, Unterstinkenbrunn befindet sich im Süden der Laaer Ebene.
Wer nach Unterstinkenbrunn kommt, wird kaum etwas riechen. Gestank ist so gut wie keiner vorhanden, es sei denn, die Bauern schälen wieder einmal Unmengen an Zwiebeln. Wohl gibt es aber zwei Brunnen im Ort, den Trinkbrunnen und den Kaiserbrunnen.
Der Überlieferung nach sollen sich, als wieder einmal Krieg war, die Bauern in den Hohlwegen und in einer Mulde in der Nähe des Ortes versteckt haben. Als der Feind abgezogen war, wollten die Geflüchteten wieder in ihr altes Dorf zurückkehren. Dieses war aber gänzlich zerstört und so zog es ein Teil der Familien vor, sich in der Nähe ihres Fluchtortes niederzulassen. Als nun auch die übrigen Bewohner dorthin zogen, riefen sie entsetzt aus: "Hier an diesem Ort mit dem stinkenden Wasser habt ihr euch niedergelassen!", und zogen weiter.
So kommt der Ort mit dem Brunnen, der stark eisenhaltiges Wasser hat, zum Namen Unterstinkenbrunn. Die Stinkenbrunner nennen diesen Brunnen Trinkbrunnen, weil sie hier über viele Generationen Trinkwasser holten.
Als sie erfuhren, dass der Kaiser nach Stinkenbrunn kommen würde,
legten sie eilends eine Leitung vom Trinkbrunnen und bauten den Kaiserbrunnen
mit einer schönen Einfassung. Der Kaiser kam tatsächlich, hatte
aber keine Zeit, einen Abstecher in die Ortsmitte zu dem ihm zu Ehren
benannten Brunnen zu machen, sondern fuhr schnurgerade auf der Ortsstraße
durch Unterstinkenbrunn durch.
Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 199