DIE TEUFELSMÜHLE

Zwischen Stockerau und Leitzersdorf liegt die kleine Siedlung Leitzersbrunn, deren Mühle allgemein als "Teufelsmühle" bekannt ist. Der Name rührt daher, dass in früherer Zeit dort der Teufel sein Unwesen trieb. Der Böse kam jede Nacht unter fürchterlichem Getöse. Er rumorte in der Mahlstube: die Räder und die Mühlsteine drehten sich mit furchterregender Geschwindigkeit und der Müller hatte Angst, die Mahlstube zu betreten. Dieser nächtliche Spuk sprach sich auch bald bei den Bauern herum. Da sie Angst um ihr Mehl hatten, brachten sie dem Müller auch bald kein Korn mehr zum Mahlen. So verarmte der Müller und musste die Mühle verkaufen. Da der Teufel aber immer wieder kam, hielt es kein Müller lange aus.

Eines Tages erwarb ein fremder Müller das ganze Anwesen; er hatte von dem nächtlichen Spuk nichts gewusst. Doch bald kam der Teufel und trieb wie gewohnt sein nächtliches Unwesen. Daraufhin liefen dem Müller all seine Müllerburschen davon und bald stand er ganz alleine da. Eines Tages aber klopfte ein munterer und aufgeweckter Müllersbursch, der gerade auf Wanderschaft war, an seine Türe und bat um Arbeit. Der Müller wollte ihm nichts vormachen und erzählte gleich am Beginn von dem nächtlichen Teufelstreiben, das sich hier immer wieder abspielte. "Keine Angst, ich fürchte mich weder vor dem Tod, noch vor dem Teufel", antwortete ihm der Bursch. "Gebt mir eure Tochter zur Frau, und ich werde euch vom Teufel befreien!", schlug er dem Meister vor. Gerne willigte der Müller ein, zumal er den Burschen durchaus sympathisch fand.

Als es nun dunkel wurde, ging der frisch angestellte Müllersbursch in die Mahlstube, schüttete dort das Korn auf und begann auf einer Zither zu spielen. Er war in sein Spiel so vertieft, dass er völlig auf die schon vorgerückte Stunde vergaß. So wurde es Mitternacht, und der Teufel erschien wie gewohnt mit mächtigem Gepolter. Der Bursch nahm ihn aber nicht wahr, spielte weiter und hörte nicht auf. Da war der Teufel nicht wenig erstaunt, denn normalerweise flüchten alle Leute, wenn er mit Getöse auftritt.

Der Böse blieb zunächst verwundert vor dem Spieler stehen und hörte ihm gespannt zu. Die Musik begann ihm zu gefallen und er bekam Lust, auch einmal Zither zu spielen. Er bat den Burschen, ihm die Zither zu leihen, doch dieser entgegnete unerschrocken: "Das wäre ja noch schöner, mit deinen langen Krallen würdest du mir doch nur die Saiten abreißen." Da der Teufel aber unbedingt spielen wollte, verlegte er sich aufs Bitten. "Nun gut, wenn du dir die Krallen schneiden lässt, will ich dich das Zitherspielen lehren", bot ihm der listige Musikus an. Gerne willigte der Teufel ein und hielt dem Müllergesellen seine Hand hin, der sie eilig in den Schraubstock einspannte. Rasch drehte er die Schraube so fest zu, dass der arme Teufel gefangen war. Jetzt erst bemerkte der Leibhaftige, dass er überlistet worden war. Zusammen mit dem eilig herbeigelaufenen Müller verprügelten sie den Teufel derart, dass dieser versprach, nie wieder die Mühle heimzusuchen.

Und beide hielten ihr Versprechen: Der Teufel kam nie wieder und der Müller gab seine Tochter dem listigen und mutigen Burschen zur Frau. Die beiden lebten noch viele Jahre glücklich in der Mühle, die bis heute "Teufelsmühle" genannt wird.

Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 80