VOM WASSERMANN

Als die alte Benesch wieder einmal zur Mühle ging, um Korn mahlen zu lassen, war ihr klar, dass sie dort den Wassermann treffen würde. Er saß auch schon ganz frech bei der Zufahrt zur Mühle und kämmte sein Haar. Sie bekreuzigte sich dreimal und gab ihm eine schallende Ohrfeige und schrie: "Rechts aus dem Weg!". Auf diese Weise war es möglich, böse Folgen, die eine Begegnung mit dem Wassermann nach sich ziehen konnten, zu vermeiden. Der Wassermann aber drohte ihr zornentbrannt, dass er sich das nächste Mal bei ihr rächen werde.

Am nächsten Tag ging der Sohn der Benesch mit den Pferden zur Schwemme, um diese zu tränken. Kaum war er aber mit den beiden Pferden drinnen, da sank das eine Tier auch schon ins Wasser nieder. Schnell ritt er mit dem anderen Pferd aus der Schwemme, um nicht auch noch Opfer des rachsüchtigen Wassermannes zu werden. Als man das ertrunkene Pferd dann aus dem Wasser zog, fand man am Hinterfuß die Abdrücke der Wassermannpranken.

Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 248