Der Pantoffelheld in Klosterneuburg
Ein jungvermählter Wirt der Klosterneuburger Kellerschank, wurde vom alten Bindermeister sekkiert, dass er unter dem Pantoffel stünde. Wenn seine Frau darauf bestünde, dass er über das große Fass rutschen sollt, dann würde er es tun.
Der Wirt meinte: "Sollte ich je ein solcher Pantoffelheld sein, müsste es zum Kellerrecht werden, dass jeder Gast mir zum Spotte übers große Fass rutsche."
Das Tausendeimerfass im Binderstadel des Stiftes
Klosterneuburg, Niederösterreich
© Harald
Hartmann, 15. November 2003
Die Wette wurde besiegelt, und es kam, wie es kommen musste. Der jungen
Wirtsfrau wurde diese Geschichte zugetragen, und sie kränkte sich
darob. Viele Tage schmollte sie und war trotzig. Der Ehemann fragte sie
nach dem Grund für die plötzliche Gemütsverstimmung, und
sie erwiderte:
"Du fragst mich noch? Du sagtest doch, dass dir an mir gar so wenig gelegen sei, dass du mir zuliebe nicht einmal übers große Fass rutschen würdest!"
Und sie verlangte genau dies als Zeichen seiner Liebe.
Der Wirt zauderte, aber die Frau fing an zu weinen, und schließlich
gab er nach. In der Nacht nahm er die Laterne und schlich mit ihr in den
Keller. Seufzend stellte er die Leiter an das große Fass, kletterte
hinauf und rutschte dann auf der anderen Seite hinunter, wo er von seiner
Frau empfangen wurde. Plötzlich erscholl hinter dem Fasse ein großes
Gelächter, und hervor kroch der alte Bindermeister und klopfte ihm
auf die Schulter:
"Hatte ich nicht Recht? Wenn eine Frau es will, so muss jeder Mann nach ihrer Pfeife tanzen."
Das
Fasslrutschen wird heute noch praktiziert...
Quelle: Begleitheft zur Ausstellung 300 Jahre Tausendeimerfass, Klosterneuburg 2004. Emailzusendung vom 15. November 2004 von Harald Hartmann.