II. Wundersame Geschichten.
1. Von Orten und Sachen.
1. Gründungen und Stiftungen auf himmlische Weisung.

a) Wunderbare Weisung.

*1. Dem frommen Ausgeher bei den Linzer Kapuzinern Franz Obermayr erschien dreimal im Traum die Gottesmutter auf hohem Wolkenthrone über Linz, die Stadt segnend. Nachdem er Gaben dafür gesammelt hatte, ließ er eine Statue der schmerzhaften Muttergottes schnitzen und brachte sie am 1. Adventsonntag am Wetterkreuz auf dem Pöstlingberg an. Viele Leute fanden hier Trost und seit die lahme Meierin vom Schloß Hagen auf wunderbare Weise vor dem Bildnis geheilt worden war, entwickelte sich rasch die Wallfahrt auf den Pöstlingberg. In schwerer Krankheit gelobte Graf Josef Gundomar von Starhemberg der Muttergottes eine Kirche und ließ nach seiner Genesung 1738 den Bau der heutigen Wallfahrtskirche beginnen.

*2. Die Markgrafen Ottokar und Luitpold wollten die Gegend von Traunkirchen von den heidnischen Räubern, die dort hausten, säubern, nachdem sie an der Stelle eines Götzentempels eine Kirche eingerichtet hatten. Die Heiden hielten sich in ihrem festen Schloß, sodaß die beiden Markgrafen den Abzug beschlossen. In der Nacht zuvor erschien jedoch die Muttergottes über der Kirche und versprach Sieg. Wohlgewaffnet und vorbereitet zogen die Markgrafen am nächsten Morgen ab und schlugen die verfolgenden Räuber vernichtend. Das eroberte Schloß wurde in ein Kloster verwandelt.

3. Nach einer zweiten Erzählung befand sich die Höhle der Räuber am Johannisberg. Als das Kloster Traunkirchen gegründet wurde, schloß sich die Höhle und verschlang die Räuber. An der Stelle wurde das Johanniskirchlein gebaut.

4. Bei Heiligenleiten hing ein Marienbild an einem Baum. Einem Mädchen, das andächtig davor betete, erschien die Muttergottes und trug ihr auf, an der Stelle eine Kapelle zu bauen. So entstand die Leonhardskirche.

5. Im Walde bei Hiering bei Grieskirchen erschien die hl. Maria einem vierjährigen Mädchen, während der Vater, der dabei war, die Erscheinung nicht wahrnahm. Zum Andenken wurde ein Holzkreuz gesetzt. Heute steht an der Stelle eine Kapelle.

*6. Der Erbauer des Schwarzenbergkanales hatte viel mit Mißgunst und Hinterlist seiner Neider zu kämpfen, die sein Werk störten. Als er wieder einmal ganz mutlos im Walde rastete, erschien ihm im Traum die Muttergottes und sagte ihm, er solle in der Richtung weiterarbeiten, wohin sein Stock zeige. Er tat es und vollendete sein Werk. An der Stelle der Erscheinung erbaute er eine Kapelle.

7. Ein vornehmer Jäger jagte in ungezügelter Leidenschaft auch am Sonntag und schoß im Schacher bei der Wimmer-Kapelle einen ungewöhnlich großen Hirschen an. Zwischen dem Geweih erblickte er das Bild der Muttergottes, setzte betroffen dem Hirsch über den Fallbach nach und fand ihn am jenseitigen Ufer verendet. Zur Sühne für den Sonntagsfrevel erbaute er an der Stelle eine Marienkirche. Es entstand die Wallfahrt Fallsbach bei Gunskirchen.

Es heißt auch, daß ein Hirsch den Fallsbach herabschwamm und das Bild am Ufer absetzte.

8. Auf dem Rücken des Lichtenauerberges bei Grünbach wurde auf der Schnittfläche einer gefällten Birke die Zeichnung eines Marienbildes gefunden. Dort steht jetzt eine Kapelle, die "Schwarze Mater", welche von Wallfahrern gerne besucht wird.

9. Die Schloßfrau von Piberstein lag an schwerer Gicht krank. Im Traum sah sie ein Marienbild im Walde. Diener, die sie ausschickte, wurden durch die Spur eines Hirsches zu dem Bilde geführt. Das Wasser von einem Bründl daneben heilte die Gräfin. Sie ließ an der Stelle eine Waldkapelle bauen, die heute noch neben dem Brunnen steht, es ist "Maria Rast" im Walde.

*10. Wo heute die Kirche von Handenberg steht, war einst ein Weiher. Auf ihm sahen die Leute einmal eine Ente schwimmen, die eine Hostie im Schnabel trug. Sie erkannten darin einen Wink des Himmels, schütteten den Weiher zu und bauten an der Stelle eine Kirche, die sie ursprünglich nach der Ente "Antenberg" nannten.

11. Man wußte nicht, wohin man die Kirche Maria Schnee bauen solle. Plötzlich fiel im Sommer Schnee. An der Stelle baute man die Kirche, weihte sie der Muttergottes und gab ihr den Namen "Maria Schnee".

*12. Ein Bauer sah auf einem Felsen immer wieder einen Habicht, einen Sprinz. Sooft er ihn auch wegjagte, immer flog er am selben Ort nieder. Da erkannte der Bauer einen Wink des Himmels, grub an der Stelle nach und fand einen Schatz. Er erbaute sich an der Stelle das Schloß Sprinzenstein.

*13. Nach der Errettung aus der Schwedengefahr erbaute der Graf Rödern auf dem Berg bei Rohrbach eine Kirche zu Ehren der Muttergottes. Um den Namen, den die Kirche erhalten sollte, zu erfahren, wurden Zettel mit allerlei Namen nach der Messe in den Kelch geworfen, dreimal hob der Priester den Zettel "Maria Trost" heraus, so wurde die Kirche auch genannt. Bei der Kreuzsteckung
sahen drei Maurer über dem Kirchturm bei Hellem Tageslicht einen wunderbaren Stern.

14. Beim Ölbründl nächst Neukirchen am Walde wollten die Leute eine uralte Linde fällen, an der Schnittfläche trat aber Blut heraus. Da ließen sie von ihrem Vorhaben ab und erbauten neben der Linde eine Kapelle.

*15. Als einst der Bayernherzog Tassilo in Lorch weilte, benützte sein Sohn Gunther die Gelegenheit und jagte in den dichten Wäldern im Süden. Bei der Verfolgung eines Ebers kam er von seinen Begleitern ab. Beim jetzigen Guntherteich erlegte er das Tier, verblutete aber selbst an einer schweren Wunde, die es ihm im Kampfe beigebracht hatte. Der treue Hund Günthers führte die Leute, die Tassilo ausgeschickt hatte, zur Leiche. Auch Tassilo eilte herbei und mußte nun einen Platz für die Bestattung bestimmen. Während er nachts an der Leiche des Sohnes trauerte, trat aus dem Waldesdunkel ein Hirsch hervor, der Lichter zwischen dem Geweih hatte. An dieser Stelle ließ Tassilo Gunther bestatten und daselbst ein Kloster erbauen. So entstand Stift Kremsmünster. Zum Gedenken führt es den Eber im Wappen.

*16. Das wundertätige Bild in Maria Scharten befand sich in einer baufälligen Kirche, durch Opfergaben hatte man die Mittel zu einem Neubau aufgebracht, konnte sich aber über den Ort nicht einigen. Weil mehreren Leuten auf der Höhe vier Lichter auf vier Bäumen erschienen, ließ der Graf von Schaunburg die Kirche dorthin bauen. In den Zeiten des Protestantismus hatte die Kirche böse Tage, aber die Wallfahrt brach nicht ab, das Marienbild blieb unversehrt und weil es auch nicht von Fliegen oder Ungeziefer verunreinigt wurde, nannten es die Protestanten "die schöne Maria". Nach der Wiederkehr des katholischen Glaubens wurde das Bild auf einem neuen Altar aufgestellt.

17. Die Kirche von Pitzenberg wurde von den Franzosen zerstört. An der Stelle der alten Kirche erbaute der Niedermaier eine Kapelle zu Ehren unserer Lieben Frau. Es entstand ein Wallfahrtsort, weil Augenleiden auf wunderbare Weise geheilt wurden.

*18. Im Salzachtal bei St. Radegund stand zur Zeit der Bekehrung des Landes eine Burg, deren Bewohner Christen waren. Während einer schrecklichen Christenverfolgung wurde sie zerstört und die Verteidiger getötet. Nach dem Abzug der Feinde errichteten die Überlebenden auf den Burgtrümmern eine Marienkapelle, bei ihr trat sodann das Wasser des früheren Schloßbrunnens aus dem Moosboden und erwies sich als heilkräftig. Es ist das heilige Bründl bei Werfenau.

19. Beim Bau der Paura-Kirche bei Lambach trat Geldmangel ein und die Arbeit mußte eingestellt werden. Da erschien ein Bauer mit dem "Speckseitenzöger", ließ ihn am Bauplatz stehen und verschwand, ohne daß jemand wußte wohin, der Zöger war mit Gold gefüllt und so konnte der Bau vollendet werden. An dieses Ereignis erinnert noch der Name der Kirche "Baura".

b) Baustoff vertragen.

20. Die Kirche von Rohrbach war beim Deweil zwischen Rohrbach und Gollner geplant; weil man morgens das "Zeug" aber immer wieder an der jetzigen Stelle der Kirche fand, baute man sie schließlich dahin.

*21. Die Pfarrkirche von Peilstein wurde zuerst auf dem Bergrücken zwischen Kirchbach und Marktschlag zu bauen begonnen. In der Nacht brachten aber unsichtbare Hände das Baumaterial an den Platz, wo die Kirche jetzt steht, daher baute man dort weiter.

22. Die Grünbacher wollten ihre Kirche jenseits des Lichtenauerberges erbauen, am Morgen lag aber Baumaterial an der jetzigen Stelle der Kirche.

Genau so ging es den Leuten in St. Oswald bei Freistadt, sie hatten die Kirche dorthin bauen wollen, wo jetzt das Zeughaus der Feuerwehr steht.

23. Die Kirche von Haigermoos sollte in der Nähe der Ortschaft Aich erbaut werden. Der Platz heißt noch Kirchloh. Die Attnanger Kirche wurde beim Höribachl begonnen. In Steinerkirchen am Innbach wollte man dort bauen, wo heute die Kapelle in der Ortschaft Oähhäusel steht.


In allen drei Orten wurde aber nächtlicherweile aller Baustoff geheimnisvoll an den Platz vertragen, wo man dann, den Willen Gottes erkennend, die Kirche errichtete.

24. Als Taufkirchen an der Pram eine Kirche bekommen sollte, begann man sie dort zu bauen, wo heute das Dorf Laufenbach steht. Unsichtbare Hände brachen aber über Nacht die angefangene Mauer ab und brachten sie an die jetzige Stelle der Pfarrkirche. Man sah den höheren Willen und baute dort weiter.


Ebenso erging es den Diersbachern, die ihre Pfarrkirche beim Preußen, nach einer anderen Angabe beim Ebner errichten wollten.

25. Die Kirche von Helfenberg war dort geplant, wo jetzt auf der Höhe die große Linde steht. Jedesmal wenn aber die Steine und Hölzer zum Bau zusammengebracht waren, rutschten sie über Nacht den Hügel hinab, so wußte man, wohin man die Kirche nach Gottes Willen bauen sollte.

26. Die Kirche von Kefermarkt wollte man an der Stelle errichten, wo jetzt die Pestsäule neben der Straße nach Weinberg steht. Weil aber die Mauern über Nacht wunderbarerweise an den jetzigen Kirchenplatz kamen, baute man sie dahin.

27. Die Kirche zu Grünau sollte dort gebaut weiden, wo jetzt die Moarkapelle steht. Über Nacht fanden sich aber die Steine und aller sonstiger Baustoff ein halbe Stunde im Süden beim Kesselboden. Dorthin baute man auch wirklich die Kirche. Es heißt aber auch, daß der Teufel das Material verschleppt hatte.

28. Die Pfarrkirche von Eberstallzell ist eine alte Ulrichskirche; man wollte sie mitten in der Pfarre in Eberstall bauen und führte das Baumaterial dorthin zusammen, am nächsten Morgen war es aber in Zell. Da sich dies mehrmals wiederholte, wurde die Kirche dahin gebaut.

*29. Die Kirche in St. Pantaleon sollte in Ort Reith bei Wildshut erbaut werden. Weil aber das über Tag herbeigeführte Bau-Material am Morgen immer wieder am jetzigen Platz der Kirche lag, gehorchte man Gottes sichtlichem Willen. Bei Reith sollen sich aber noch Spuren von Mauerwerk finden. Es heißt dort "Die heilige Stätte".

30. Ein frommer Mann wollte am Kasberg ein Kirchlein erbauen, damit es weit ins Alpenvorland hinausschaue. Die Maurer arbeiteten schon rüstig, aber über Nacht waren die Baustoffe verschwunden und fanden sich weit drüben in einer gerodeten Waldsenke. Als sich dies dreimal wiederholte, erkannte der Stifter den Willen Gottes und ließ das Kirchlein Heinbuch, oder wie es später hieß, "Heinbach" erstehen. Ein Kreuz bezeichnet auf dem Kasberg die Stelle, wo das Kirchlein hätte hinkommen sollen.

31. Die Kirche von Gaspoltshofen wurde dort begonnen, wo jetzt noch die Felder "Kirafor" heißen. Das vollendete Mauerwerk wurde immer wieder über Nacht zur jetzigen Kirchenstelle gebracht, so daß man dann dort weiterbaute. Vor 30 Jahren soll man auf den Kiraforfeldern Maurerwerkzeug gefunden haben.

*32. Auch die Kirche von St. Oswald bei Freistadt war an anderer Stelle geplant, aber die zusammengeführten Steine kamen nächtlich auf wunderbare Weise auf den jetzigen Platz der Kirche.

*33. Dasselbe geschah in Oberneukirchen, in Sierning und Sankt Marienkirchen bei Schärding, in Heiligenberg bei Peuerbach und in St. Radegund.


In Oberneukirchen liegen noch Grundsteine an der ursprünglichen Baustätte, im sogenannten Berg.

*34. Als die ersten Bewohner die Gegend von St. Willibald urbar gemacht hatten, führten sie aus ihren Steinbrüchen am Antlanger-berg Bausteine in die Ebene, um beim jetzigen Dorf Antlangkirchen eine Kirche zu bauen. Über Nacht fand man aber alles Baumaterial dort, wo jetzt die Kirche von St. Jakob steht. Die Bauern glaubten, mutwillige Menschen hätten dies getan, ließen sich nicht abhalten und schleppten auch am zweiten und dritten Tag Steine zusammen. Wieder verschwanden sie ganz unerklärlich, während der Steinhaufen zu St. Jakob immer größer wurde. Dahin wurde nun auch das Kirchlein gebaut. Es hielt sich durch viele Stürme der Zeiten. Nach Jahrhunderten wurde es aber geschlossen und einem Zimmermann verkauft. Er wollte es in ein Wohnhaus umgestalten, verunglückte aber dabei tödlich bei einem Sturz vom Dach. Man sah darin eine Strafe Gottes. Das Kirchlein war gerettet, ein reicher Bauer kaufte es 1787 und ließ es wieder herstellen.

35. Die Kirche von Taiskirchen war auf dem Wimmerhügel geplant, dort wo jetzt die Wimmerkapelle steht. Am Morgen waren aber die Grundfesten verschwunden und in eine Mulde verschleppt. Weil dies dreimal geschah, baute man die Kirche dahin. Nachbarn wollten die neue Kirche ansehen, weil aber Nebel eingefallen war, suchten sie das Gelände mit Stangen ab. Endlich stieß einer auf die Kirche und rief: "Da is d'Kirchn." Davon stammt der Name Taiskirchen.

Nach einer anderen Erzählung tat derjenige, der beim Suchen nach der Grundfesten auf sie stieß, diesen Ausruf.

Nach einer weiteren Überlieferung sollen die Glocken der Kirche mehrmals vom ursprünglichen Bauplatz auf dem Wimmerhügel eigenmächtig auf den jetzigen Standplatz der Kirche gewandert sein.

36. Das Kirchlein auf dem St. Magdalenaberg bei Bad Schallerbach wollte man ursprünglich drunten auf der Eferdinger Leiten erbauen. Aber immer wieder war am Morgen der bisher gebaute Teil auf der Höhe des Berges. Nach einer anderen Sage ließ die Schloßfrau zu Tegernbach ihr Taschentuch im Winde fliegen, um die Baustelle des Kirchleins festzustellen.

Auf der Höhe, wo jetzt das Kirchlein steht, soll schon der Hl. Severin gepredigt haben.

37. Für die Ottnanger Kirche lagen Ziegel und Bauholz schon in Bergern bei Bruckmühl bereit, immer wieder brachte aber ein Engel nachts das Baumaterial an eine andere Stelle. Man gehorchte dem Zeichen des Himmels und baute die Kirche dorthin, wo sie jetzt steht.

38. Auch in Hainbach bei Niederthalheim vertrugen Engel allen Baustoff an die gottgewollte Stelle, bis man den Bau dort aufführte. Die Kirche wurde eine gesuchte Wallfahrt.

39. Die Bewohner von Kemating bei Seewalchen planten eine Kirche auf dem Hausberg, ungefähr dort, wo jetzt die Ortschaft Wiespoint liegt. Sie schleppten eifrig Baumaterial zusammen, in der Nacht trugen es Engelshände an den heutigen Platz der Kirche. Als die Kematinger am Morgen verwundert sahen, daß das Baumaterial vertragen war, brachten sie es an den Bauplatz zurück. Als sich in der zweiten Nacht der Vorgang wiederholte, erkannten sie aber den höheren Willen.

40. Auf dem gewaltigen Felsen, der die Teufelskirche heißt, wollten die bekehrten Einwohner eine Kirche bauen. Immer wieder zerstörte aber der Teufel das Werk und Engel trugen das Baumaterial an die Stelle, wo jetzt die Kirche von Pfarrkirchen i. M. steht. Nun baute man dort das Gotteshaus, acht Engel, die das Gewölbe tragen, erinnern an die wundersame Begebenheit.

41. Die Kirche von Steinbach am Attersee war zunächst auf dem Kreuzbühel, der eine halbe Viertelstunde bergauf liegt, gedacht. Nachts trugen aber Vögel - es sollen Krähen oder Schwalben gewesen sein - die Hackscharten an die Stelle, wo die Kirche nun steht, und bezeichneten so den von Gott gewünschten Bauplatz. Die Kirche wurde nun dort erbaut.

*42. Die Kirche von Dimbach begann man am Gruberberg. Über Nacht trug aber eine Taube die Abfallspäne nach dem Platz, wo jetzt die Kirche steht. Und als man in der dritten Nacht Maria selbst inmitten der Späne sah, erfüllte man den höheren Willen und baute die Kirche an die heutige Stelle.

43. Die Kirche von St. Thomas wollten die Leute zuerst im Minifeld erbauen. Ein Zimmermann hackte sich dabei in den Fuß, so daß die Späne, auf denen er stand, blutbefleckt wurden. Als die Leute am nächsten Tag wieder an die Arbeit gingen, sahen sie Vögel, die mit den blutigen Spänen davonflogen. Dies galt als Zeichen des Himmels und die Kirche wurde dort erbaut, wohin die Vögel die Späne trugen, auf dem Blasenstein.

Dieselbe Sage geht von der Kirche in Tarsdorf.

44. Der ursprüngliche Bauplatz der Kirche von Hirschbach war beim heutigen Franzlbauerngut. Zwei Tauben vertrugen aber die Holzabfälle an eine andere Stelle und legten sie in Kreuzform. So erkannte man den richtigen Bauplatz. Zur Erinnerung wurden an der südlichen Kirchenuhr zwei Tauben gemalt.

c) Die weisenden Tiere.

45. Die Oberregauer wollten eine Kirche bauen, doch stürzten die Grundfesten über Nacht ein. Ratlos standen die Leute am vierten Tage auf der Baustätte. Plötzlich scheute ein Vorgespann, das eine schwere Steinfuhr herbeibrachte, und stürmte trotz der Last die Anhöhe herauf. Man sah dies als Weisung des Himmels an und baute das Vituskirchlein auf die Höhe.

Nach einer anderen Erzählung spannten die Leute selbst zwei ungebändigte junge Stiere mit verbundenen Augen an einen schweren Wagen. Die Tiere zogen ihn über Stock und Stein und wo sie nach zwei Stunden stehen blieben, wurde die Kirche errichtet, die man gelobt hatte, weil die schwarze Pest im Lande wütete.

46. Als das Christentum in der Viechtau vordrang, wollte man eine christliche Kirche bauen. Man spannte ein paar Kühe vor einen Wagen, sie zogen ihn ohne Führung dorthin, wo jetzt die Kirche von Altmünster steht.
Es heißt auch, daß man die Kirche dorthin bauen wollte, wo der Götze Erex stand. Die Stelle war aber nicht recht geeignet, deshalb begann man ein Stück abseits zu bauen, allein allnächtlich verschwand das über Tag aufgeführte Mauerwerk. Da spannte man zwei ungezähmte Stiere an einen Wagen und ließ sie gehen, wohin sie wollten. An der Stelle der jetzigen Pfarrkirche von Altmünster blieben sie stehen. Einst hat dort der heilige Paulus gepredigt.

47. Zu Ende des 15. Jahrhunderts wütete im unteren Mühlviertel die furchtbare Pest. Auch ein frommer Bauersmann am heutigen Hirtnergut wurde von ihr befallen. Weil er als Pestkranker nicht auf dem Friedhof beerdigt werden konnte, bat er, seinen Leichnam auf einen Karren zu legen und ihn von zwei Rindern führen zu lassen, wohin sie wollten. Dort sollten sie ihn beerdigen und Gott und allen Heiligen zu Ehren ein Hütterl aufrichten. Sein Wille wurde erfüllt, die Ochsen brachten den Leichnam auf den Berg im wilden Wald. Über der Stätte wurde aus einer Föhre eine Kapelle errichtet und darin Achse und Räderspeichen des Wagens aufbewahrt. Die Kapelle zu Allerheiligen wurde bald weit umher von Andächtigen aufgesucht, Opfergaben ermöglichten es, an der Stelle des Hüttels eine Kirche zu errichten. Um sie entstand der Ort Allerheiligen.

48. Der Bauer Heinrich am Heinrichshof in Mauthausen war ein gottesfürchtiger Mensch. Vor seinem Sterben setzte er fest, daß von seinem Vermögen eine Kirche dort erbaut werden solle, wo das Leichengespann, das seinen Leichnam zum Markt führen würde, zum erstenmal raste. So entstand die Heinrichskirche.

49. Vor längerer Zeit stand zwischen dem Haugstein und Schöffberg am Hochwendstein eine Burg. Drei Brüder bewohnten sie, sie wollten drei Kirchen so bauen, daß man von einem Turm zum anderen sehen konnte. Es entstanden die Kirchen von Esternberg und Schardenberg. Weil man sich aber über den Standort der dritten Kirche nicht klar wurde, band man zwei junge Stiere zusammen und trieb sie in den wilden Wald. An der Stelle, wo sie nicht mehr weiter konnten, erbaute man eine Kirche zu Ehren des HI. Roman, so entstand St. Roman. Über der Sakristei war früher ein eiserner Stierkopf mit verwickelten Hörnern zu sehen.

50. An der Straße nach Gramastetten befindet sich auf einer Anhöhe links vor dem Holzpoldl das Bauerngut "der große Oagner". Zwei Felder, die dazugehören, heißen Freithof und Kanzel. Hier wollte man Gramastetten erbauen und hatte schon den Friedhof und einen Teil der Kirche fertig. Vollenden aber ließ sich der Bau nicht. Was man bei Tag herbeischaffte, verschwand über Nacht. Durch eine Eingebung Gottes kam man darauf, zwei Ochsen auszulassen, um die Stelle zu erfahren, wohin die Kirche gebaut werden sollte. Die Ochsen liefen und liefen, bis sie endlich auf einer "Bramagstetten" im Brombeergebüsch stecken blieben. Dort begann man zu bauen. Der neu entstandene Ort erhielt den Namen Bramagstetten, spater wurde Gramastetten daraus.

51. Die Kirche von Ohlstorf wurde ein Stück außerhalb des Ortes auf einem Hügel begonnen, über Nacht verschwanden aber immer wieder die Mauern. Da spannte man zwei Ochsen vor einen mit Steinen beladenen Wagen, verband ihnen die Augen und trieb sie an. Wo die Ochsen stehen blieben, wurde die Kirche gebaut.

52. Auch beim Bau der Kirche in Altmünster verschwand in der Nacht immer wieder alles, was man den Tag über gebaut hatte. Man spannte deshalb zwei ungezähmte Stiere an einen Wagen und legte den Grundstein darauf, dann ließ man den Tieren freien Weg. Sie stürmten davon und blieben an dem Ort stehen, wo einst der Hl. Paulus gepredigt hatte und nun die Kirche steht.

Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Hg von Dr. Albert Depiny, Linz 1932, S. 318 - 325
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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