DIE HABGIER

Ein Mann in Seewalchen hatte durch seine Habgier eine ganze Truhe voll Gold zusammengewuchert. Als er sein Ende nahefühlte, vergrub er die Truhe mit dem Reichtum und den Schlüssel im tiefen Wald, damit niemand das Gold bekäme. Bald darauf starb er.

Schatzfund in Seewalchen, © Wolfgang Morscher

Schatzfund in Seewalchen
1950 fand man beim Ausheben eines Wasserleitungsgrabens in geringer Tiefe ein Depot von zehn römischen Schmuckstücken und hundert Silbermünzen, von denen die jüngste im Jahre 229 n. Chr. gepägt wurde. Sicher ist der Schatz anläßlich germanischer Einfälle in den Jahren 230-233 n. Chr. vergraben worden.
Ausgestellt im Prähistorischen Museum, Hallstatt, Oberösterreich
Foto © Wolfgang Morscher, 25. Juli 2001

Einige Zeit darauf verirrten sich Leute im Wald und sahen es plötzlich im Gebüsch aufleuchten. Ein Mann stand dort, von roten Flammen umzüngelt. Weinend und händeringend rief er ihnen zu: "Mein Gold das ich armen Leuten herausgepresst habe, ist hier im Wald vergraben und ich kann nun nicht eher Ruhe finden ' als bis Menschen den Schatz gehoben und ihn den Armen geschenkt haben. Nehmt den Schlüssel, den ich schon gesucht habe, aus meiner Hand und helft mir!". Die Leute aber hielten diese Erscheinung für einen Teufelsspuk, bekreuzigten sich und liefen davon. Daraufhin versank der Geizige und er leidet weiterhin an seinen Qualen, bis sich einmal jemand seiner erbarmen wird.


Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Albert Depiny, Linz 1932, Seite 265