DER GOSAUGLETSCHER

Wo jetzt der Gosaugletscher am Dachstein seinen Eisstrom gegen den hinteren Gosausee herabsendet, breiteten sich einstens üppige Weiden aus, und die Alpe daselbst soll die beste und ergiebigste in der ganzen Runde gewesen sein. Dies machte die Hirten aber übermüthig, so zwar, daß sie sich und das Vieh in guter Milch badeten, die Klüste mit Butter verstrichen und Küche und Viehstall mit Käse pflasterten.

Da viel in einer Nacht so viel Schnee, daß mit Tagesanbruch die ganze Alm sammt Menschen und Vieh spurlos verschwunden war und für ewige Zeiten im Schnee vergraben blieb. Noch jetzt fließt an heißen Sommertagen von 11 bis 4 Uhr nachmittags ein milchweißer Bach vom Gosauer Eisfelde herab in den Gosausee. Es ist dies die gute Milch, in welcher sich die Senner um diese Tageszeit zu baden pflegten, und die sie sodann ausgossen.

Ähnliches berichtet die Sage vom Karls-Eisfeld.


Quelle: Oberösterreichische Volkssagen. Gesammelt von Kajetan Alois Gloning. Ried 1884. S. 7