S´Biachl...

Bücher spielten in der Geschichte vor allem aber auch in der Fantasie des Menschen ständig eine wichtige Rolle, beinhalteten sie doch meist ein Übermaß an Wissen. Sicherlich, heute ist ein Buch ein Massenartikel geworden und die Leute sitzen lieber vor dem Fernseher, als dass sie ein gutes Buch lesen; aber in früheren Zeiten war das anders. Im Mittelalter waren es vor allem die Mönche hinter ihren dicken Klostermauern, die Bücher schrieben und auch Lesen konnten. Es war sogar oft so, dass die Menschen meist nur eine Disziplin beherrschten: Karl der Große zum Beispiel konnte nur Lesen, aber nicht Schreiben; bei den Mönchen gab es oft welche, die zwar Schreiben konnten, aber nicht Lesen – sie malten einfach die Zeichen von anderen Büchern ab. Für sie galt das so viel wie Beten, wenn sie die heilige Schrift abschrieben. So hatte das Buch also etwas geheimnisvolles und konnten so leicht die Gestalt von etwas magischem annehmen. Vor allem den Juden warf man vor, dass sie Zauberbücher ihr Eigentum nannten und auch in den Sagen der Alten erfährt man immer wieder von Menschen, die Zauberbücher besaßen. Auch aus unserer Gemeinde ist ein solcher Fall bekannt: Irgendein Bauer, entweder aus Oberau oder aus Gaisbuchen, soll ein solches Buch besessen haben. Mit Hilfe dieses Buches bescherte er seinem Hof Reichtum und Wohlstand, indem er durch Zauberei seine Kühe und Felder fruchtbarer machte, als die von anderen Bauern. Oft soll man ihn des nachts in seiner Stube hocken und in dem Zauberbuch lesen gesehen haben. Niemand von dem Hausgesinde durfte sich in die Nähe des Buches begeben, geschweige denn es berühren oder gar darin lesen. Gut versperrt bewahrte es der Bauer in einer alten, versperrten Holztruhe auf. Eines Tages aber musste der Bauer dringend nach Schärding und vergaß dabei den Schlüssel in der alten Truhe. Einer der Knechte bemerkte das und begann in dem Buch zu lesen, obwohl er kein Wort verstand, weil es in Latein geschrieben war. Während er so die Wörter las tauchten plötzlich aus dem Nichts schwarze Ferkel in der Stube auf und wurden immer mehr, umso weiter er las. Der Knecht wusste nicht was er tun sollte und Panik ergriff ihn. Zu seinem Glück kam im selben Moment der Bauer nach Hause, entriss ihm das Buch und las die Zeilen rückwärts, und die schwarzen Ferkel verschwanden wieder. Der Knecht wurde von ihm mit lautem Schimpfen vom Hof vertrieben; der Bauer aber schwor trotzdem niemals der „schwarzen Magie“ ab; so verwundert es auch nicht, dass er ein langes, schmerzvolles und grausames Sterben hatte. Was mit dem Buch geschah? Es könnte sich noch irgendwo befinden!?

Quelle: Stieglmeier Cäcilia o. J.
Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 1.