Da Fenstagucka...

„Warum gibt´s bei eng z´Enzenkira so vü Teifesg´schichten und bei uns z´Anöf går koan?“ wurde ich einmal von meiner Nichte gefragt und wusste darauf eigentlich keine Antwort; „vielleicht san d`Enzenkiringa besa, oder sie san oanfåch greßane G´schichtldrucka!“ hätte meine Antwort sein können – wobei meiner Meinung nach das Zweite wohl am ehesten die Wahrheit trifft, denn „G´schichtldrucka“ tun wir alle gern, wie ich ja nicht zu beweisen brauche. Eines dieser „G´schichtl“ handelt von einem Bauern in Enzenkirchen, der politisch nicht ganz untätig war, wenn wir auch verschweigen wollen, zu welcher Partei er sich bekannt hat. Der saß eines Winterabends gemütlich in seiner „Stub´n“ und las seine Zeitung, rauchte gemütliche seine Pfeife, wärmte sich am Kachelofen und sinnierte so nebenbei über Gott und die Welt, vielleicht waren dabei auch ein paar „unzüchtige“ politische Gedanken. Es dauerte eine Weile, bis er über seiner Lektüre, hervorgerufen durch die wohlige Wärme die ihn umgab, einnickte. So interessant kann sie wohl nicht gewesen sein!? Im Land der Träume war er bereits zum Bundespräsidenten gewählt worden, und das nächste Amt, dass er darin jetzt anstrebte war das des Papstes – und vielleicht war es ja gerade dieser frevelhafte Gedanke in seinem Traum, der Schuld daran hatte, dass er urplötzlich durch ein lautes Klopfen an die Fensterscheibe der Stube erschrak, seine Zeitung fallen und seine Pfeife hängen ließ, er zum Fenster sah – und von draußen in seine Stube der „Leibhaftige“ ihn anstarrte, als wolle er ihn holen. Ob er ihn wirklich zu sich geholt hat, dass verschweige ich lieber!

Quelle: Gerald Allmannsberger o. J.
Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 1.