A Findlkind an Reg´n…

Einen Namen für ein Kind zu finden ist bei weitem nicht so einfach als man denkt, prägt doch dieser unter Umständen dessen ganzes Leben. Kreativ sind natürlich Namen, die aus einer bestimmten Situation heraus entstehen. In Enzenkirchen trug es sich nämlich in alten Tagen einmal zu, dass ein Findelkind vor einem Haus gefunden wurde – keiner konnte sich erklären, oder wollte zugeben, dass er weiß von wo das Kind wohl gekommen sei – wie aus dem Nichts sei es aufgetaucht; weil man den kleinen Jungen aber sofort ins Herz schloss kam gar kein Gedanke mehr auf, dass man ihn weggeben wollte, also nahm man ihn in die Familie auf. Nicht wissend, ob er bereits getauft und einen Namen hatte, machte man sich daran alles für die Taufe vorzubereiten und einen Namen für den Buben zu finden. Das mit den Vorbereitungen für die Taufe war ja schnell erledigt, nur über den Namen konnte man sich nicht einigen – die Einen schlugen vor, dass man ihn nach dem Vornamen des Bauern nennen solle, immerhin habe er ihn ja zu ernähren – die Anderen dachten daran ihn nach dem Kalender zu nennen, da ja jeder Tag einem Heiligen geweiht war, usw. Es kam aber nichts dabei raus, bis eine der Mägde schließlich, eigentlich nur des Spaßes halber, den Vorschlag machte ihn „Regen“ zu nennen, weil es an dem Tag, an dem er gefunden wurde einen starken Niederschlag gab. Aus dem lustig gemeinten Scherz wurde ernst und der Junge hieß von nun an „Regen“.

Quelle: Rosa Allmannsberger o. J.
Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 1.