Da Gång beriå...

Genauso wenig wie die anderen Bewohner von Enzenkirchen weiß ich, ob an der folgenden Geschichte etwas wahres dran ist; aber manche Menschen gehen fest davon aus, dass es so passiert sei:

Nach einer alten Enzenkirchner Überlieferung soll einst bei Bauarbeiten in Ruprechtsberg ein geheimer alter Stollen entdeckt worden sein. Ein besonders mutiger und auch neugieriger Mann soll darauf gewagt haben, in diesen hinabzusteigen. Drei Tage lang soll er verschwunden gewesen sein, und als er zurück kam hatte er schier fantastisches zu erzählen: der ganze Ruprechtsberg soll unterhöhlt sein, er sei einem Gang gefolgt, der hunderte Meter lang nach unten verlief, wo er plötzlich an eine Stelle kam, die zugemauert war; als er dort laut an die Wand klopfte sei ein lautes Grollen erfolgt und er habe zwei Menschen sprechen hören. Sein ganzes Leben lang ging er nicht mehr von seiner Meinung weg, dass der Stollen von Ruprechtsberg bis in den Ort geführt habe, und er in den tiefen Kellern des Obernwirtes endete, weil die Stimmen die er hörte, jene der dort aushelfenden Kellnerinnen war. Vor Jahren soll der alte Obernwirt den Ausgang des Ganges aber zugemauert haben. Obwohl der Obernwirt immer wieder dementierte, dass er so einen tiefen Keller hätte, geschweige denn, dass er einen Geheimgang zumauern ließ, wollte ihm der Mann nicht glauben.

Quelle: Josephine Wetzlmayer o. J.
Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 1.