Da Kindareiba...

Nicht nur heute, sondern auch schon früher waren sie unterwegs, jene Räuber die dem Menschen keinen materiellen Wert rauben, sondern das teuerste auf Erden überhaupt, die Kinder. Natürlich, kann man jetzt behaupten, dass das ja nur in den größeren Städten vorkommt beziehungsweise vorgekommen ist – das dachte ich auch, bis mich eine alte Frau vom Gegenteil überzeugte. Sie sei damals vielleicht neun Jahre alt gewesen und ihre Schwester zwei Jahre jünger, als sie auf der Straße durch Mühlwitraun, ein schlechtrasierter, schmuddeliger Mann auf einem Motorrad ansprach, ob sie von ihm nicht ein paar „Guatsl“ wollen, er hätte so viele „Guatsl“ und sie bräuchten sie sich nur zu holen – er würde ihnen schon nichts tun. Beinahe hätte die Jüngere der beiden Mädchen schon um die Süßigkeiten gegriffen, wenn sie nicht im selben Moment von ihrer älteren Schwester am Arm gefasst und davongeschleppt worden wäre. Es dauerte nur einige Sekunden bis der Mann die Verfolgung mit dem Motorrad bereits aufgenommen – während die beiden Mädchen verzweifelt um ihr Leben rannten. Die beiden Mädchen waren Gottseidank so klug, dass sie sofort querfeldein in Richtung ihres Wohnhauses liefen – denn wären sie auf der Straße davon gelaufen, hätte er sie sicherlich erwischt, und wer weiß welches Schicksal sie erlitten hätte.

Quelle: Hedwig Nöbauer 2004.
Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 1.