Da Täde an Fensta...

Es müsste jetzt schon beinahe 30 Jahre her sein, als der alte Messner von Enzenkirchen verstarb. Viele werden sich jetzt fragen, was will er uns damit sagen, es sterben öfters Leute in unserer Gemeinde. Zugegeben, natürlich ist das nichts Außergewöhnliches; was aber des Weiteren geschah sehr wohl: Angeblich hat sich der Tote schon Tage vorher angekündigt und somit den Menschen natürlich das Leben schwer gemacht; manche sprechen sogar davon, dass dabei auch der berühmte „Totenvogel“ erschienen sei, der ja bekannt dafür ist, dass er sich kurz vor dem Tod eines Menschen in unmittelbarer Nähe seines Hauses aufhält und an dessen Zimmerfenster, vor allem Nachts laut krächzt. Viele behaupten, es sei eine Eule gewesen, deren Ruf sich wie: „Kim mit!“ anhörte – andere wiederum, dass es sich um eine Krähe handelte, die immer „Stirib! Stirib!“ von sich gab; wie dem auch sei, jedenfalls verging nicht mehr allzu viel Zeit, und der alte Messner verstarb. Er wurde drei Tage lang aufgebahrt, und dann wurde er begraben. Nichts besonderes, in der Tat; was mir aber eine Nachbarin des Messners erzählte sehr wohl. Die war nämlich, obwohl alle anderen im Hause zum Begräbnis gegangen waren, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen, bei ihrer zweijährigen Tochter zu Hause geblieben – und wie kleine Kinder nun mal sind, fragte sie, wo denn die Oma sei. Die Mutter antwortete natürlich, dass sie auf dem Begräbnis des alten Messners sei – worauf das kleine Mädchen, dass im ersten Stock des Hauses aus dem Fenster in Richtung Messnerhaus sah, antwortete, dass das nicht sein könne, da der alte Messner gerade aus dem obersten Fenster des Nachbarhauses schaut. Sicherlich, es kann jetzt als übersteigerte Fantasie des Kindes angesehen werden, dass eventuell mit der Konfrontation des Todes nicht klar kam, und sich daher eine solche Lüge ausdachte. Es könnte aber auch ein Fünkchen Wahrheit an der Sache gewesen sein?

Quelle:
Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 1.