Wånn de Viecha miteinånda schmatzn...

Dass die Weihnachtszeit, im Vergleich mit den anderen Zeiten des Jahres, eine Zeit ist in der sich die Grenzen zwischen dem Diesseits und Jenseits verwischen, haben wir an anderer Stelle schon gehört. Trotzdem will ich noch eine Geschichte erzählen, die einem Enzenkirchner Bauern einst zu Weihnachten passiert ist. Dass der Aberglaube zu Weihnachten besonders stark ist, das ist kein Geheimnis. Einer dieser Aberglauben ist jener, dass zu Weihnachten die Tiere im Stall miteinander sprechen können und man dabei wissenswertes über das nächste Jahr in Erfahrung bringen kann. Der Bauer, um den es geht, kannte ebenfalls diesen Aberglauben, also begab er sich am Heiligen Abend, anstatt in die Mette zu gehen in den Stall, versteckte sich dort und wartete bis Mitternacht. Beinahe wäre er eingeschlafen, als plötzlich einer seiner Hengste zu sprechen begann und kurz darauf auch der zweite anhob. Die beiden Pferde unterhielten sich bald prächtigst und der Bauer horchte neugierig zu. Er erfuhr, dass die Nachbarstochter im kommenden Mai ein Kind erwartete, dass der Sommer schön werden, aber starker Hagel einen Teil der Ernte vernichten wird und noch viele andere Dinge. Der Bauer wusste bald über das ganze Jahr bescheid und wollte ins Haus zurückkehren, weil es ihm im Stall langsam zu kalt wurde und er ohnehin das Wichtigste erfahren hatte – dachte er sich jedenfalls. Er war schon an der Stalltüre, als einer der Hengste sagte, dass sie im nächsten Herbst ihren Herrn zum Friedhof tragen würden. Der Bauer war entsetzt darüber und flüchtete ins Haus – beim nächsten Markt verkaufte er beide Pferde, um so seinem Schicksal zu entgehen. Was er aber nicht wusste, dass der Mann, dem er die Pferde verkauft hatte, diese wiederum an den Nachbarn zurückverkauft; jetzt kann man schon erahnen was jetzt folgte – der Bauer verstarb wirklich im Herbst des kommenden Jahres und wie sie es prophezeit hatten begleiteten die beiden Hengste tatsächlich ihren Herren zu seinem ewigen Ruheplatz.

Quelle: Maria Samhaber o. J.
Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 1.