Vagråme Boanl a da Stub´n…

Es sind derer nicht mehr viele in Enzenkirchen, entweder brennen sie ab oder werden abgerissen, die Rede ist von alten Holzhäusern. Schon im ersten Band hab ich dieses Thema angesprochen und auch in diesem habe ich wieder eine kleine doch etwas gruselige Geschichte über eines dieser Häuser zu erzählen:

Vor gut einem Jahr wurde das besagte Haus übergeben und die neuen Besitzer machten sich sofort daran es einer Generalüberholung zu unterziehen, was ich persönlich sehr löblich finde. Einen Zweck der damit erfüllt sein soll, ist jener, dass man fest davon überzeugt ist, damit vermutete Geister zu vertreiben. Es dauerte jedenfalls nicht lange, bis man daran ging den alten Putz im Inneren herunterzuschlagen, um das Holz darunter wieder etwas atmen zu lassen, was sehr vernünftig ist, da man damit den Mief des Alters etwas wegbringen kann. War erstmal der Putz herunter, so war als nächstes der Estrich dran. Ebenso ein ziemlich kraft- wie zeitintensives Unterfangen. Kaum hatte man aber die ersten Teile des Bodens herausgerissen, machte man einen doch etwas unheimlichen Fund, denn unweit der Haustüre, in etwa dort wo früher der Stall war, fanden die Besitzer eigenartige kleine Knochen. Sofort dachten die Besitzer natürlich daran, dass es sich dabei um die Knochen eines dort vergrabenen Tieres handelte, abergläubischere Geister sahen darin aber sofort die Knochen eines Kindes. Und seither scheiden sich die Meinungen darüber. Möglich wäre sehr wohl beides, denn bekannt ist ja, dass man in alten Tagen meistens beim Bau eines Hauses ein Tier entweder lebendig oder tot einmauerte und ab und zu soll es auch vorgekommen sein, dass man statt eines Tieres ein totgeborenes Kind einmauerte bzw. vergrub – denn, so glaubte man, würde der Geist des Tieres oder Kindes das Haus vor Dämonen schützen. Für uns aufgeklärte Menschen heute natürlich eine etwas abstruse Vorstellung, aber Menschen dachten früher anders. Vielleicht verhielt es sich so auch bei dem besagten Haus, wer weiß es?

Kommentar:

Vagråme Boanl a da Stub´n : Bei Umbauarbeiten im Neisserhaus fand mein Onkel Reisecker Gerhard ein paar nicht zu bestimmbare Knochen. Es ist unklar ob es sich um Tier- oder Menschenknochen handelt und diese Tatsache war Ausgangspunkt für diese Erzählung.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.