Brauch i jå ned...

Wie sich eben beim Zauner Heinrich gezeigt hat, macht einen Menschen oft seine Originalität aus, weshalb man wohl solche Menschen oft als Original bezeichnet. Ein anderes solches Original war ein Abkömmling der Familie Samhaber. Besagter, war seiner Statur nach kleiner und seiner Art nach ein bescheidener und geduldiger Mann. Ihn konnte sozusagen nichts aus der Ruhe bringen und arm aufgewachsen, wie er eben nun mal war, gab er sich mit dem zufrieden was ihm das Leben zu bieten hatte. Ausgezeichnet hat ihn eine ganz besondere Art von Bescheidenheit, wenn man nicht sogar von einer bescheidenen Gewitztheit sprechen könnte. Indem er immer gerade so viel Geld hatte, dass er über die Runden kam und das früher nicht viel war, bediente er sich eines ganz besonderen Schmähs, um doch immer schön gekleidet zu sein und das bei wenigen Mitteln. Die Rechnung war ganz einfach, ging er doch her und verkaufte im Sommer sein Wintergewand und im Winter sein Sommergewand – so war er stets schick gekleidet und sein ohnehin bescheidenes Kapital war auch nicht in Form unnützer Kleidung gebunden. Sein lapidare Aussage dazu war immer nur: „Brauch i jå net!“. Sein Wort in Gottes Ohr – ich glaube manche von uns könnten von ihm eine Menge lernen.

Kommentar:

Brauch i jå ned: Samhaber Leopold verkaufte einst wirklich jeden Sommer sein Winter- und jeden Winter sein Sommergewand. Überliefert von Pöcherstorfer Mathilde nach einer Erzählung von Samhaber Maria o. J.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.