An Graf Enzo sei´ Jägdhund…

Irgendwie finde ich es schon faszinierend, dass gewisse Sagengestalten einen derartigen Stellenwert haben, dass jede Ratio und Logik vergebens ist, um die Menschen vom Gegenteil zu überzeugen. Für Enzenkirchen trifft das im speziellen auf den vermeintlichen Gründer unserer Kirche „Graf Enzo“ zu. Um so öfter man den Menschen bei ihren Erzählungen über die Vergangenheit des Ortes zuhört, um so mehr erfährt man von ihm; wenn dabei auch wohl ein gewisses Quantum an Fantasie seinen Teil dazu beiträgt. Eine der neuesten Informationen bezüglich des Grafen Enzo ist jene, dass er einen ziemlich scharfen und gefährlichen Jagdhund besessen hat, der dem Grafen selber mit der Zeit nicht mehr ganz geheuer war. Nahm er ihn anfangs noch zur Jagd mit, ließ er dies aber sein, als besagter Hund das erlegte Wild immer so zurichtete, dass man damit nichts mehr hat anfangen können. Jahrelang sperrte er ihn dann, in der Hoffnung dass er sich wieder beruhigen würde, ein – aber alles war vergebens; anstatt sanfter zu werden nahm seine Aggression täglich zu. Schließlich hatte er eine Ebene erreicht, dass die Diener sich nicht einmal mehr trauten ihn zu füttern. Immer öfter bellte er ganze Nächte hindurch in Richtung des Jagingerholzes, bis er schließlich ein Stadion erreicht hat, wo er wie verrückt versuchte auszubrechen; als zöge ihn irgendeine geheimnisvolle Macht hinaus in die Wälder? Weitere Wochen ging es so weiter, bis es eines nachts unheimlich still war. Man glaubte schon, dass diese Bestie endlich tot wäre und am nächsten Morgen eilte man neugierig in sein Gefängnis. Zum Schrecken der Dienerschaft und des Herren war der Hund aber keinesfalls tot, sondern durch ein Loch, dass er sich wochenlang durch die Holzblanken gebissen und gegraben hatte, entflohen. Sofort machte man sich auf die Suche, um das Wild vor diesem Ungetüm zu schützen, aber alles war umsonst, der Hund ward nie mehr gefunden, aber in düsteren Vollmondnächten soll man ihn noch heute hören können!?

Kommentar:

An Graf Enzo sei´ Jägdhund: Der Sage nach war angeblich dort wo sich heute der Wirt in Jagern befindet einst das Jagdschloss von Graf Enzo, der dort seine Jagdhunde eingesperrt hatte. Überliefert durch Allmannsberger Mathilde nach einer Erzählung von Wetzelmayer Hermann 2004.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.