A Fümschtar mecht i koana sa…

Sich vorzustellen, was die Generation unserer Großeltern alles mitgemacht hat, sei es nun durch Krieg, Hunger und anderes Leid, fällt mir immer am aller schwersten. Spannend finde ich vor allem, welchen Wandel sie in technologischer Hinsicht mitmachten. Herrschten am Anfang des 20. Jahrhunderts noch Zustände wie sie über Jahrhunderte hinweg mehr oder weniger gleich waren, so legte das Tempo seither rasant an Schritt zu. Innerhalb von einer Generation konnten die Menschen plötzlich innerhalb von 24 Stunden an fast jeden Ort der Welt gelangen. Fast jeder Mensch kann heute mit jedem anderen Kommunizieren, sei es per Telefon, Fax, Internet, usw. Dauerten früher Neuigkeiten von einem Ende der Erde zum anderen Tage, Wochen, Monate, so sind wir heute meist live am Geschehen dabei. Musste man früher noch in ein Konzert gehen um Musik zu hören, oder sie selber zu machen, so reicht es heute den Radio, Fernseher, Computer oder iPod einzuschalten. Bilder müssen nicht mehr mühselig gemalt und vervielfältigt werden, sondern per Digitalkamera oder Fotoapparat ist dies heute jedem und jederzeit möglich. Einen besonderen Siegeszug hierbei stellte wohl in erster Linie das Fernsehen dar – damals nämlich als die Bilder laufen lernten. Und genau dieses Medium stiftete am Anfang besonderes Chaos: Menschen saßen sich mit Anzug vor die Mattscheibe, weil sie glaubten, die Fernsehmoderatorin könnte sie ebenfalls sehen, fühlten sich beobachtet, weil Heinz Konrads sie immer ansah egal in welchem Winkel sie zum Fernseher standen usw. Einen Enzenkirchner faszinierte dabei das Fernsehen ganz besonders, immer schüttelte er nur den Kopf, wenn er vor der Glotze saß und Keiner konnte sich einen Reim darauf machen, vor allem dann, wenn er sich immer bekreuzigte, wenn ein Indianer, Cowboy usw. in einem Film getroffen wurde. So geschah es eines abends, als er gemeinsam mit anderen am Stammtisch saß, dass man auf Kinofilme zu sprechen kam und es dauerte nicht lange, da war man bei den riesigen Verdiensten, die so ein Schauspieler oder Darstellerin für eine Rolle bekamen und einer sagte dann, dass es wohl klüger gewesen wäre Schauspieler statt Tischler zu werden. Ganz entsetzt sah ihn der besagte Mann an und sagte: „Na, so vü Gäd kunntns ma gå´ ned zåhn dass a mi fia so an bled´n Füm daschoißn lässat!“. Kaum hatte er diesen Satz beendet, brachen die anderen am Tisch an lautes Gelächter aus, da sie glaubten, der Mann habe einen Scherz gemacht. Erst als dieser sich verärgert seinen Hut aufsetze, ein paar Münzen für das Getränk auf den Tisch lag und ohne ein „Guade Nåcht“ die Gaststube verließ, erkannten sie erst, dass ihm seine Aussage Tod ernst war und auch in den nächsten Wochen und Monaten reagierte er mehr als allergisch, wenn man auf dieses Thema zum Sprechen kam. Aber irgendwie hatte er doch recht, ich würde mich auch nicht für noch so viel Geld für einen Film erschießen lassen!?

Kommentar:

A Fümschtar mecht i koana sei´: Auch diese Geschichte ist nicht ganz an den Haaren herbeigezogen, denn ein alter Enzenkirchner soll tatsächlich einmal eine ähnliche Aussage von sich gegeben haben, wie sie in der Geschichte erwähnt wird. Überliefert von Pöcherstorfer Mathilde nach einer Erzählung von Samhaber Maria o. J.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.