Af´s Knia g´haut…

Wer kennt sie nicht die aus den 60er und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts stammenden Filme über die Lümmel von der ersten Bank, mit Hansi Kraus als Pepe Nietnagel, oder auch die Verfilmungen der Geschichten von Ludwig Thoma, sicherlich kann auch selber jeder genug Geschichten aus der Schule und aus seiner Kindheit erzählen. Einen kleinen Streich will ich hier aber trotzdem erzählen: Man kann ja viel an der neuen antiautoritären Erziehung kritisieren, aber wer schon möchte, dass in der Schule wieder Zustände herrschen, wie sie beispielsweise unsere Großeltern noch ertragen mussten? Nicht selten wurden diese geschlagen und malträtiert von sadistischen Lehrkräften. In der Enzenkirchner Volksschule muss ein solcher Lehrer einst aufs Schrecklichste seinem Sadismus freien Lauf gelassen haben – Buben fotzte und watschte er her, dass sie teilweise ganz blau von der Schule nach Hause kamen und Mädchen verhaute er mit Vorliebe den nackten Hintern; und auch der Rohrstock kam nicht zu kurz! Mehr als alle anderen Lehrkräfte wurde dieser zu Recht von den Schülern gefürchtet und kaum einer konnte von sich behaupten, dass er noch nie unter seinen Schlägen zu leiden hatte. Nur ein fleißiges Mädchen war unter den ganzen Schülern, das bis dato davon verschont blieb. Immer war es pünktlich zur Schule, hatte immer ihre Hausaufgaben gemacht, schwätzte nie und war immer ruhig. Eines Tages erkrankte aber ihre Mutter sehr stark und das Mädchen musste zu Hause nun den ganzen Haushalt für ihren Vater und ihre Geschwister machen, trotzdem hatte es jede Hausübung und war immer pünktlich; nur dann passierte es nach einigen Wochen der Überbelastung, dass sie sich verschlief und zu spät in die Schule kam. Zitternd vor Angst betrat sie ihr Klassenzimmer, wo bereits ihr Lehrer auf sie mit dem Rohrstock wartete. Sie hatte nicht die geringste Chance zu erklären warum sie zu spät kam und auch nicht sich zu entschuldigen. Sofort zitierte er sie an seinen Katheder und forderte sie auf ihre Hände auszustrecken, damit er ihr mit dem Stock drauf schlagen kann.

Mit Tränen in den Augen tat das Mädchen was der Lehrer von ihr verlangte und streckte wie aufgefordert ihre Hände aus. Der Sadist holte zu einem großen Schwung auf und jeden Moment musste der Stock auf ihre Hände treffen und sie tiefer Schmerz durchfahren. Scheinbar war aber das Mädchen nicht nur brav und vorbildlich, sondern auch klug, und so zog sie kurz bevor der Stock auf ihre Hände niedersauste, diese zurück, so dass sich der Lehrer mit vollem Schwung auf sein eigenes Knie haute und vor Schmerzen zusammenbrach, sich am Boden krümmte und nicht mehr aufstehen konnte. Eilig holten die Kinder Hilfe und der Lehrer musste einige Tage das Bett hüten, angeblich hatte er sich durch die Wucht des Schlages irgendeine Sehne, den Meniskus oder so, gerissen. Sein ganzes Leben lang konnte er nicht mehr richtig gehen; aber es war ihm eine Lehre gewesen – und von diesem Tag an war er etwas zurückhaltender mit seinen Schlägen. Wie heißt es im Volksmund: „Da G´scheitere gibt nå´, da Dumme floigt an Bå´!“. In diesem Fall gab wirklich der Klügere in Form der Hand nach, und der Dümmere flog zwar nicht in den Bach, aber der Rohrstock auf sein Knie – und das war bei weitem schmerzvoller.

Kommentar:

Af´s Knia g´haut : Angeblich wollte ein brutaler Lehrer einst die alte Löckingerin als Mädchen tatsächlich mit einem Stock auf die Hände hauen, reflexartig zog sie diese aber zurück und der Lehrer haute sich mit dem Stock auf sein Knie. Überliefert von Pöcherstorfer Mathilde.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.