A da Költ´n dafrä´n…

Spaziert man heute von Kenading in Richtung Goldberg, dann steht rechts neben der Straße vor der ersten Kurve ein altes schwarzes schmiedeeisernes Kreuz. Zwei Geschichten ranken sich darum, warum es dort steht, aber die sollen nicht jetzt schon erzählt werden. Vielmehr eine andere Geschichte ist festzuhalten, die sich dort an der Stelle einst zugetragen haben soll. Niemand wusste wer er war und auch nicht woher, nur von Zeit zu Zeit sah man ihn durch Enzenkirchen vagabundieren und hin und wieder stahl er natürlich auch Mal hier ein paar Äpfel, dort ein paar Zwetschken, aber kaum einer nahm ihm das übel. Stundenlang lag er oft irgendwo an einem Baum und genoss den lieben warmen Tag. Im Sommer jedenfalls, und darum wurde er von vielen Menschen bewundert und gehasst gleichzeitig.

„So´s si´ schleicha da oid Fechta!“ „An gånz´n Tåg nix åracht´n und dånn a nu frech werd´n!“ hörte er einmal dort und einmal da. Einmal trug es sich angeblich zu, dass er gemeinsam mit einem anderen Bauern unter einem Baum saß und sie sich unterhielten und sie kamen ins Gespräch. „Sche is heit! Vü Jå(hr) hintaranånd hån i mi a z´bled hakön kina, åba iatzt kånn a mas entli´ a mål guat ge(hn) läss´n.“ Der Landstreicher hörte ihm interessiert zu, ohne ihn jedoch nur mit einem Wort zu unterbrechen. „Mit 26 hån i an Hof ibanuma und hå´ hechst´ns an Winta a mål oan oda zwoa Stund´n Zeit zum Nixdoan g´håt. Des ist mehr wia 30 Jå(hr) so dahi´gånga bis i endli´ den Hof mein Buam und sein Weib ibageb´n hå(n) kina. An Å(n)fång hån i dånn a nu a we(n)gal mitghaket, åba dånn hån is sa läss´n und desweg´n kånn i heit a mit dir so am Bam loana und ma z´Sun af´n Bau schein läss´n.“ und der Bauer senkte sich, nachdem er sich zum Erzählen etwas nach vorgebeugt hatte, zufrieden zurück um sich an den Baumstamm anzulehnen und setzte zufrieden nach: „Und wia bist du dåher kema?“. Er wollte sich wohl über die Geschichte des Landstreichers erkundigen und welches Schicksal ihn ereilt habe. Im Grunde erwartete der Bauer jetzt eine leidvolle, tragische Geschichte, nach deren Ende er erst Recht mit seinem Leben zufrieden sein konnte, da er ja immerhin etwas erreicht und ihm wohlverdienten Ruhestand wäre. „I hån aus mein Leb´n wås g´mächt!“ dachte er sich insgeheim. Der Landstreicher hingegen sah ihn fast etwas bemitleidend an, setzte dann ein sanftes Lächeln auf und antwortete: „Du wüst oiso wiss´n wia i dåher kema bin?“.

Der Bauer richtete sich wieder etwas auf, um nun der Lebensgeschichte des Bettlers zu lauschen und dieser begann: „Du håst dreiß´g Jå(hr) lång wia a Ross g´åracht, die´ Ruck´n tuat da sicha teiflisch weh und iatzt knåpp vä dein Täd håst Zeit dass´de mit mia z´an Bam her hockst. Woaßt wos i då(n) hå(n). I bin zu den Bam her gånga håm me oanfåch nieda g´sitzt und des wårs! I hå koane dreiß´g Jå(hr) gåracht wia an Äx, sundan hån mi´ oanfåch niedag´sitzt!“. Nun war es mit der Geselligkeit des Bauern vorüber, vollkommen verärgert sprang er auf und fluchend humpelte er mit kaputtem Rücken davon. Jeder selbst kann jetzt seine eigene Antwort darauf finden! Seit diesem Tage allerdings sprach kein Mensch der Umgebung mehr mit dem Landstreicher und keiner erfuhr deswegen auch seinen Namen. Vermutlich wollte ihn ohnehin keiner wissen, stand er doch irgendwie für alles was sie verabscheuten: Faulheit, Arroganz usw. Und weil ihn niemals jemand nach seinem Namen fragte, war auch seine Identität nicht festzustellen, als man ihn eines Morgens droben bei erwähntem Kreuz mitten im Winter erfroren auffand. Seine Haut war überall bläulich gefärbt und es war sicherlich kein schöner Tod, aber er trug ein leises Lächeln im Gesicht, was einige Menschen innerlich mehr als nur ärgerte, denn selbst mit dem Sterben schien er mehr als zufrieden gewesen zu sein, denn im Vergleich zu ihnen hatte er nichts zu verlieren, er ruhte in sich selbst und war mit der Welt im Reinen. War es nun ein armes oder reiches Leben? Wer weiß es? Es ist doch egal, Hauptsache wir wissen wo wir im Leben stehen und sind damit zufrieden!??

Kommentar:

Dafrän a da Költ´n: Zwischen den Ortschaften Kenading und Goldberg sieht man heute noch auf an der ersten Kurve von Kenading kommend ein Unfallkreuz und dort oder bei dem Kreuz am Huttererberg soll einst ein Mann erfroren aufgefunden worden sein. Überliefert von Mayer Maria 2006.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.