Vom Matschini...

Wandert man heute von Enzenkirchen über Ruprechtsberg, Putzing, Götting und Gotthalm Richtung Gaisbuchen, gelangt man unweit der alten Hochstraße neben dem Weg kurz bevor man links Richtung Turnstein gehen kann, zur wunderschönen Schopfkapelle. Im Inneren befindet sich ein netter Altar mit einer Nische in der sich die hl. Gottesmutter Maria befindet, darüber ist Jesus mit einigen Menschen zu sehen und links und rechts ist der Altar von Bildern umrahmt. Lässt man jedoch diese religiösen Gegenstände außer Acht, dann findet man auch eine Tafel, die an den großzügigen Erbauer der Kapelle erinnert, nämlich Franz Matschini – und zwar aus Dank wegen der Befreiung von einem Fußleiden. Neben dieser Kapelle hat dieser Mann sich aber auch so ins Gedächtnis der Menschen eingeprägt, denn er muss ein ziemlich lustiger und auch exzentrischer Vogel gewesen sein – in etwas abgedämpfter Form könnte man auch von ein kleinwenig verrückt sprechen – aber natürlich im positiven Sinn. Angeblich besaß er einen kleinen Gick den er immer herumzog und mit dem er seine Waren transportierte. An und für sich ist ja das nichts besonderes, aber er soll sich meist selbst auf seinen Hintern gehauen haben, um dann um so schneller mit seinem Gick davon zu starten. Ein Enzenkirchner der sich selbst für einen ziemlich schlauen Fuchs hielt, dachte sich eines Tages, dass er das ja ausnützen könnte, denn warum soll man immer überall zu Fuß hingehen, wenn man doch einen Verrückten im Ort hat? Er fragte also besagten Matschini, in der Nähe des heutigen Steinbruchs, ob er sich denn nicht in seinen Gick hineinsetzen könnte, damit ihn besagter Matschini mit ins Dorf nahm. Der hatte nichts dagegen – aber scheinbar war er doch nicht so verrückt und dumm wie manche glaubten – denn kaum hatte der Mann Platz genommen, schlug sich Matschini wie üblich auf seinen Hintern und raste den Weg vom Steinbruch hinunter los. Unten, in etwa dort wo heute die Metzgerei Moser steht, bremste er aber abrupt ab, indem er eine gache Kurven schnitt, dass der faule Enzenkirchner aus dem Gick hinaus und in den dort noch durchlaufenden Bach hineinkullerte. Tja, so verrückt war der Verrückte wohl doch wieder nicht!?

Kommentar:

Da Matschini: Ein Mann aus Enzenkirchen wollte einmal den Matschini, den er nicht für ganz normal ansah, ausnutzen und forderte ihn heraus, indem er ihn dazu anstachelte ihn mit seinem kleinen Wagen mitzunehmen. Dieser war aber nicht so dumm, nahm den Mann zwar mit, rannte aber schnell den Weg vom großen Steinbruch kommend hinunter, riss unten seinen Wagen herum, dass sein Passagier samt seiner Kleidung in den dort noch nicht verrohrten Bach kullerte. Überliefert von Allmannsberger Mathilde nach einer Erzählung von Samhaber Maria 2004.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.