S´Messa g´wäf´n und bewusstlos...

Warum heißen Lausbuben eigentlich Lausbuben? Kommt das eventuell von den Flausen, die sie immer im Kopf haben? Wären es dann aber nicht Flausenbuben? Egal, sicher ist, dass es sie gibt und immer geben wird. Nur die Art der Streiche ändern sich, was natürlich für ihre Kreativität spricht.

Das lustige an Lausbuben ist aber, dass sie ihre Streiche meistens nicht böse meinen, sondern oft aus gutem Willen handeln. Aus einem solchen guten Willen handelten auch die Lausbuben, von denen ich im folgenden erzählen will. Die Namen der betreffenden Personen verschweige ich lieber, denn nicht jeder muss über ihre Identität wissen und diejenigen die es betrifft werden sich ohnehin sofort wieder erkennen. Fast nicht erkennen konnte man die Betreffenden hingegen, weil sie damals von Kopf bis Fuß voller Dreck waren – haben sie doch Bundesheer im Nahen Kukuruzfeld gespielt und dass man sich dabei auf dem Boden wälzen muss, versteht sich ja von selbst; und natürlich auch, dass es für einen echten Soldaten keinen Unterschied zwischen gutem und schlechtem Wetter gibt. Will man einen Sieg erringen, darf einen Dreck nicht daran hindern! Am Ende hat aber keiner gesiegt, bis auf den Dreck, der sie zur Gänze erfasst hatte. Klug wie sie aber waren, wussten sie, dass zwar Dreck für einen Soldaten kein Problem ist, sehr wohl aber für diverse mütterliche Feldwebels. Kurz entschlossen, entledigten sie sich vor der häuslichen Kaserne ihrer Kleider und traten nur mit Unterhose bekleidet über die Schwelle. Im Spiegel im Vorhaus erkannte man aber sofort, dass nicht nur die Kleidung dreckig war, sondern auch das Gesicht und die Haare. Das Gesicht war schnell gewaschen – aber die Haare? Kopfwaschen, zwar noch nie getan, aber wohl für einen echten Mann kein Problem, man musste sich kameradschaftlich nur gegenseitig beistehen. Kameradschaftlich ist auch, dass man sich um die kleineren und schwächeren zuerst kümmert, also ging man daran den Jüngsten von Drei die Haare zu waschen – und indem man es in preußisch-militaristischer Tradition ordentlich machen wollte, nahm man natürlich nicht weiberhaftes Haarshampoo, sondern wie echte Männer Waschpulver, denn was der Kleidung hilft, kann dem Körper nicht schaden. Leider ist es aber meistens so, dass aus Männer erst Männer werden müssen, und nicht jeder Schmerz immer dafür dienlich ist – was aber Männer auszeichnet, dass ist eine laute Stimme und die hatte die betreffende Person. Er brüllte wegen der Reinigungsprozedur so laut, dass das ganze weibliche Regiment aufschrak und mit ihnen die alten gefallenen Krieger auf den Sofas. Der Feind näherte sich, also musste man schnell handeln und trotz des schreienden Kameraden schnell die Stellung verbarrikadieren, indem man sich ins Bad einschloss. Die wilden feindlichen Heere draußen infernalisch an die Stellung anrennend, war es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Barrikaden brachen. Vielleicht konnte man den Feind noch täuschen, indem man besagtem Schreihals einfach den Mund zuhielt. Nichts half, wie eine Bombe trat einer der alten Sofahelden, noch gezeichnet vom schweren Mittagessen, die Badezimmertüre ein, um die unterdrückten Völker zu befreien. Zwei dieser Völker waren aber bereits darauf vorbereitet, traten dem Helden aufs Schienbein und konnten fliehen. Die Infanterie der Alten aber nicht müde, setzte sofort zur Verfolgung an. Vom Feind gehetzt und nur mit Unterhose bekleidet türmte das junge Heer aus dem Haus, aber erst nachdem man den nachrückendem Feind noch seine letzte Reserve in Form eines Taschenmessers nachwarf. Der Zorn der alten Truppe jetzt erst recht angefacht, machte es möglich, dass selbst mit dem Alter schwerer gewordene Truppenkörper erst einmal aufgestachelt vor Wut förmlich über den Flur fliegen konnten. Die Strategie der Verfolgten war aber noch nicht zu Ende, denn nicht umsonst spricht man vom jungen Geist – kaum in der Einfahrt des Hauses angelangt teilten sich die Verfolgten. Einer Links und einer Rechts entlang der Gred ums Haus. Wenn auch der Geist der Alten manchmal vom Bombardements der Jahre und des Alkoholkonsums etwas einschläft, reagierten die Verfolgen aber trotzdem prompt und teilten sich ebenfalls und jeder nahm die Verfolgung auf. So gut die Strategie der Verfolgten auch war, aber sie hatten übersehen, dass die Gred um ein Haus ein in sich geschlossenes System ist und man irgendwann wieder aufeinanderprallen würde, was auch bald geschah. Nicht nur geschult in taktischer Kriegsführung sondern auch in psychologischer sahen die Verfolgten nur noch einen Ausweg – toten Mann spielen! Da lagen sie nun beide, die Ohnmacht vortäuschend, während der Feind immer näher kam. Blind vor Wut und Zorn und nur den bösen Feind im Auge stürmten die feindlichen väterlichen und großväterlichen Truppen dahin und übersahen sich an einer Ecke des Hauses gegenseitig. Wie zwei mächtige Gewitter prallten sie aufeinander und ihnen wurde schwarz vor Augen. Man kann von den alten Haudegen also doch noch etwas lernen, dachten sich die gerade noch Ohnmächtigkeit simulierenden Jungen, als sie die Alten bestaunten, die die psychologische Kriegsführung der Ohnmacht zur Perfektion getrieben hatten – fast sah es so aus als würden sie wirklich bewusstlos sein. Oder waren sie es wirklich?

Kommentar:

S´Messa gwäf´n und bewusstlos: Inspiriert haben mich zu dieser Geschichte mehrere Streiche von Verwandten die mir erzählt wurden.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.