Vom Mühnahånsn...

Leider gibt es heute kein Foto mehr von ihm, vom „Mühnahåns´n“ und auch nicht von seiner alten Mühle in Mühlwitraun. Nur ein Zeitungsfoto der Ruine der Mühle ist erhalten geblieben. Heute sind nur mehr Überreste von ihr zu sehen. Bereits im 15. Jahrhundert wurde dort Mehl gemahlen und sie befand sich einst im Besitz des Stiftes St. Nikola bei Passau. Das letzte Mal wurde dort 1926 Mehl gemahlen.

Letzter Besitzer war eben besagter Mühnahåns, der im Oktober 1975 verstarb, jedoch heute noch legendär ist. Man könnte sagen, er ist so etwas wie ein menschliches Urgestein der Gemeinde – und das dank seiner Exzentrik. Anscheinend war er der reichste Bewohner Mühlwitrauns, der sein Geld überall versteckt hielt, aber nur nicht auf die Bank trug, weil das lauter Gauner wären. Tja, welcher Zeitzeuge könnte ihm da heute nicht zustimmen? Er war angeblich ein durch und durch praktisch denkender Mensch, z. B. befand er es nicht für notwendig, das Holz zuerst in Scheiter zu schneiden oder zu haken, wenn der ganze Stamm doch in der Stube Platz hatte – durchaus also im Sinne heutiger Rationalisierungsmaßnahmen denkend. Was nicht heißen soll, dass er faul war…Nein, ganz im Gegenteil – es konnte sogar passieren, dass er vor lauter Müdigkeit vom Arbeiten, während des Pflügens eines Feldes einschlief und manche Beobachter meinten er hätte das zeitliche gesegnet. Und so anstrengend das Arbeiten war, so groß konnte natürlich auch der Durst werden – und im Sinne moderner Gesundheitsvorsorgepolitik nahm er täglich brav seine Medizin von ein paar Schnapserl´n zu sich – denn: „Wås aus da Natur kimmt, kånn da Natur net schad´n!“ oder im Sinne der Philosophie Nietzsches: „Wås di´ net umbringt, måcht di´ nur härta!“. Immerhin wurde der „Mühnahåns“ 88 Jahre alt. War der Durst dann manchmal doch größer als erwartet, konnte es schon passieren, dass er gemeinsam mit seiner Haushälterin in der prallen Hitze saß, und sich beide gemeinsam mit besagter Medizin kurierten. Dabei kam es dann auch vor, dass in ihnen die wissenschaftliche Ader hervordrang und sie über gewisse Böschungen herunterkullernd die Newton´sche Schwerkraft bewiesen. Vermutlich gäbe es noch viele Geschichten über dieses Urgestein, nur leider sind sie mit der Zeit vergessen worden.

Kommentar:

Vom Mühnahånsn: nach Erzählungen von Allmannsberger Mathilde & Hochegger Franz.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.