Wånn da Pfårra an Nåchbaun jägd...

Immer wieder erfährt man interessantes aus unserer Pfarrchronik. Neben vielen anderen Problemen hatten, die Pfarrer Enzenkirchens früher vor allem mit der Sturheit der Bewohner zu kämpfen; deshalb war es wohl oft mehr als berechtigt, dass mancher Pfarrer seinen Schäflein von der Kanzel herunter mehr als nur die Leviten las. Und auch mancher Lausbube hatte im Religionsunterricht nicht viel zu lachen – oft bekam dann einer eine Watsch´n obwohl er gar nichts getan hat. Manchmal scheint es aber auch gerechtfertigt gewesen zu sein, dass die Pfarrer ihre Nerven verloren. Ein Beispiel ist hier wohl jenes des Baus des Pfarrheims. Ohne Namen zu nennen: Der Wunsch eines bestimmten Pfarrers war es eben, der Pfarrgemeinde ein Heim zu errichten und jahrelang arbeitete er darauf hin, konsultierte verschiedenste Bauern, um sie um Grund zu fragen, usw. Endlich war es so weit und einer der Bauern versprach ihm ein passendes Grundstück nahe der Kirche und das Pfarrheim konnte in die Planungsphase übergehen. Bald war es so weit, und der Geometer war bestellt und der Pfarrer wartete eines Tages mit ihm auf besagten Bauern, dem Besitzer des Grundstückes. Die Zeit verging, aber vom Besitzer war nichts zu sehen – daher eilte der Pfarrer, ohnehin schon etwas genervt, in die Stube des besagten Bauern und fragte dessen Frau, wo ihr Mann sei. Diese antwortete, dass er wohl auf den Termin vergessen habe und daher draußen auf den Feldern zu finden war. Eilig suchte der Pfarrer ihn auf. Als der Bauer allerdings den Pfarrer kommen sah, schmiss er eiligst seine Gerätschaften aus der Hand, rannte davon und versteckte sich im Nahen Wald. Der Pfarrer wusste nicht wie ihm geschah, sah er wirklich so Furcht einflößend aus? Den ganzen Tag lang suchte er den Bauern, aber dieser war nirgends anzutreffen. Erst am Abend erfuhr er über einen Mittelsmann, dass der Bauer nicht mehr bereit war, das besagte Grundstück an die Pfarre abzutreten, er aber nicht den Mut habe es dem Pfarrer auszurichten. Erst nach einem weiteren halben Jahr zähen Verhandelns einigte man sich darauf, die Hälfte des besagten Grundes abzugeben, worauf man das ganze Erdreich mühevoll abtrug und das Pfarrheim in der heutigen Form entstand.

Kommentar:

Wånn da Pfårra an Nåchbaun jägd: Alle Geladenen waren da. Nur Johann Kislinger nicht. Der Geometer sagte: „Ohne Kislinger können wir nichts unternehmen“. Ich ging zur Wirtin. Sie sagte: „Er tut Erdäpfel einfahren.“ Ich ging zu ihm auf das Feld. Als er mich kommen sah, ließ er Pferd und Pflug stehen und lief so schnell er konnte davon. All mein Rufen nützte nichts. Er lief zur Witraun. Über den Bach hinüber in den Wald hinein, versteckte sich und kam den ganzen Tag bis in die Nach hinein nicht zurück. Er stellte sich störrisch und närrisch. Die ganze Familie und nächste Verwandtschaft zeigte sich sehr feindselig, zornig, und sparte die Schimpfworte nicht. Der Pfarrheimbau war aufgeschoben. Pfarrchronik von Enzenkirchen.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.