Schwitzade Roß…

An einem Bauernhof in der Nähe von Ritzberg geschah es einst, dass an bestimmten Tagen im Jahr die zur Feldarbeit benötigten Rösser, vollkommen schweißgebadet und entkräftet im Stall standen und sich niemand erklären konnte, wie das sein konnte. Zweimal sah der Bauer zu, aber beim dritten Mal kam ihm das alles schon ziemlich „spanisch“ vor, entweder taugten seine Rösser nichts mehr, dann würde er sie dem nächsten Metzger bringen, oder es waren andere, dunklere Mächte im Spiel. So weit zu gehen wie seine Mutter, dass die Pferde verhext seien, wollte er nicht, immerhin war er doch schon etwas aufgeklärter, also wollte er der Sache auf den Grund gehen. Vom „Schrät“ aus beobachtete er in der nächsten Nacht seinen Stall und obwohl niemand in ihn hinein gegangen war, kamen so gegen zwölf Uhr nachts seine beiden Rösser herausmarschiert und liefen in Richtung Scheibenbühel. Sofort folgte er ihnen. Kurz vor dem Wald blieben sie auf der Wiese stehen. Als die Kirchenuhr Mitternacht schlug traten plötzlich vier fahle Gestalten aus dem Scheibenbühel. Ihre Gesichter waren blass, farb- und hoffnungslos, zerfetzte ihre Kleider, die stellenweise nur noch in kleinen Stücken vom Leib hingen, ihre Augenhöhlen eingebrochen und schwarz und ihre Körper gebeugt. Hinter sich her schleppten sie jeweils zwei uralte Pflüge. Jedem Ross des Bauern spannten sie vor einen und kurz darauf begannen sie das Feld umzupflügen und voller Hass in ihren Gesichtern schlugen sie immer und immer wieder auf die beiden Rösser ein, dass diese regelrechte Striemen am Rücken hatten. Wäre ihm die ganze Situation nicht mehr als nur etwas unheimlich vorgekommen, wäre der Bauer längst dazwischen gesprungen, um seine Pferde zu schützen, aber diese Arbeiter hier waren nicht mehr von dieser Welt. Laut erhallte ihr Gelächter bei jedem Schlag. Erst als die Uhr Eins schlug, senkten sie ihre Häupter und sie traten in den Wald zurück. Kaum dort angekommen hörte es der Bauern peitschen und knallen und höhnisches, teuflisches Gelächter erklang jedes Mal. Die beiden Rösser aber kehrten niedergeschlagen in ihren Stall zurück. Zuhause erzählte der Bauer alles seinen Angehörigen und von diesem Tag an wachte jede Nacht jemand über die Rösser. Kurze Zeit später erfuhren sie von einem Nachbarn, dass einst eine unmenschliche Familie im Scheibenbühel hauste, die ihr Viecher zu Tode schunden und daran ihre Freude hatten. In einem fürchterlichen Gewitter sei aber ihr Bauernhof abgebrannt und manche sagen, der Teufel habe sie zu sich geholt. Bis in alle Ewigkeit müssen sie unter seinen Peitschenhieben arbeiten und nur eine Stunde pro Nacht dürften sie die Peiniger sein.

Kommentar:

Schwitzade Roß: Einem Bauern in Enzenkirchen kam es einst unheimlich vor, dass seine Rösser am frühen Morgen immer vollkommen voller Schweiß waren und daher glaubte er, dass wohl der Teufel des nachts mit ihnen arbeite. Überliefert von Stieglmaier Cäcilia.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.