Da Zauna Heinrich...

Ein besonderes Enzenkirchner Urgestein war auch der Zauner Heinrich – leider weilt er auch schon eine ganze Weile nicht mehr unter uns. Wohnhaft war er im Haus neben dem Marterl, das auf dem Platz des alten Feuerwehrhauses errichtet wurde, also vis à vis von der heutigen Volksschule. Bekannt war er vor allem dafür, dass er so ziemlich alles reparieren konnte, was Räder hatte – waren es die Fahrräder der Kinder, oder die Mopeds der Erwachsenen, usw. Seine Werkstatt funktionierte zwar nach dem Chaossystem, aber bekanntlich weiß man ja, dass einzig Genies das Chaos beherrschen, und um so ein Genie dürfte es sich bei ihm gehandelt haben. Egal wie groß die Haufen von Teilen waren, die sich um ihn herum angehäuft hatten, und waren sie mannshoch, er wusste immer wo er nach einem benötigten Teil zu suchen hatte. Interessant war aber, dass es in seiner Privatsphäre aber genauso sauber und geordnet, wie es in seiner Werkstatt chaotisch war. Oft schien er Tag und Nacht zu arbeiten, denn kam man in aller Herrgottsfrüh oder spät in der Nacht an seiner Werkstatt vorbei, brannte immer Licht und meistens hörte man irgendwelche Geräusche daraus. Genauso gutmütig wie er zu freundlich gesinnten Menschen war – wie z. B. Kinder die ihm ihr Rad für eine kleine Reparatur vorbeibrachten – genauso ignorierend, wenn nicht gar ab und zu boshaft konnte er gegenüber Menschen sein, die ihm nicht so gut gesinnt waren. Das zeigte sich vor allem in der besonderen Liebe im ironischen Sinn, die ihn mit einer bestimmten Krämerin im Ort verband, auf die er nicht allzu gut zu sprechen war. Nicht, dass er die besagte Person tätlich angriff oder gar beschimpfte – wenn er auch Schimpfen konnte, und zwar wie kein Zweiter; manche können sich noch erinnern dass er nicht nur einmal in seinem Leben voll Ärger aus seiner Werkstätte zum nahen Marterl rannte und fluchte, dass sich die Balken bogen; dass man oft meinte, jeden Moment würde sich der Höllenschlund auftun und ihn lebendig verschlucken. Menschen beschimpfte er nur selten, aber er wusste sich auch anders zu helfen – mit Boykott zum Beispiel. Besagte Krämerin machte kein Geschäft mit ihm, denn jedes Mal wenn er Tschik brauchte, dann forderte einen der Jungs auf, von denen sich meistens der eine oder andere in oder um die Werkstätte befand, um ihm mit seinem Moped Zigaretten von der Konkurrenz zu holen.

Die Buben waren vielleicht gerade deswegen so gern in seiner Nähe, hatten sie doch so die Möglichkeit mal wieder Moped zu fahren. Leider wurde es auch um ihn mit der Zeit stiller und stiller, bis er eines Tages verstarb – ein Enzenkirchner Urgestein wird er jedoch bleiben!

Kommentar:

Da Zauna Heinrich: Diese Erzählung basiert auf Erzählungen von Hochegger Franz, Ringer Herbert, Weidlinger Felix, Mayrwieser Johann & Allmannsberger Mathilde 2004.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.