Ausg´jausnd...

Schlägt man im Salzburgerischen einen Menschen in typischer Bud-Spencer-Manier mit geballter Faust von oben nach unten, dann bezeichnet man das heute noch als so genannten Innviertler. Ein Zeichen dafür, dass die Bewohner dieses Landstriches heute noch immer jenen Ruf mit zu tragen haben, den ihnen ihre Vorväter überlassen haben. Sicherlich, auch in anderen Gegenden waren Raufhändel an der Tagesordnung, aber wohl kaum in solch einer Unart wie im Innviertel. Bekannt ist zum Beispiel auch, dass nach dem Anschluss des Innviertels an Österreich 1779 die Behörden des neuen Vaterlandes lange mit dieser Raufkultur zu kämpfen hatten – aus Berichten weiß man, dass z. B. verstärkt am Wochenende Exekutivbeamte aus den anderen Vierteln Oberösterreichs ins Innviertel geschickt werden mussten, um die Ordnung aufrecht zu erhalten, bzw. die Streitigkeiten etwas ein zu dämpfen. Enzenkirchen war davon nicht ausgenommen – und auch hier kann man heute noch immer Geschichten von den Raufereien früher hören. Bei einer Hochzeit im Haus Mitterecker z. B. kriegten sich einmal die versammelten Festgäste in die Haare, dass am Ende nicht nur Braut und Bräutigam in die Kämpfe involviert waren, sondern neben dem Saal im Gasthaus auch die ganze „Hä(h)bruck“ als Schlachtfeld diente – angeblich bis hinauf zum Obernwirt. Dass sich dort aber durch das Temperament der Innviertler einmal ein gar grausige Tat zutrug ist wohl nur mehr wenigen bekannt. Beim Jausen kamen sich dort eines Tages zwei Brüder in die Haare und das aus reiner Tierliebe. Einer der beiden besaß einen Hund, der üblicherweise beim Jausnen und bei Mahlzeiten immer unter dem Tisch lag und auf Almosen von den Speisenden wartete. Lange Zeit ging dies auch gut, bis eines Tages jedoch einer der beiden vor Wut auf den armen Hund eintrat, der aber dessen Bruder gehörte. Dieser verstand das wohl überhaupt nicht und es entwickelte sich ein wilder Streit in dessen Verlauf der Hundebesitzer dem Tierpeiniger das Jausenmesser in die Brust rammte, dass dieser Tod war. Vor Gericht wurde der Mann zu Zuchthaus verurteilt und erst nach Jahren kam er wieder frei. Angeblich hatte sich der Arrest gerechnet, denn nachher soll besagter Mann einer der friedlichsten überhaupt gewesen sein. Sicherlich weil er davon ausging, dass er seine wahre Strafe wohl erst nach dem Tod erhalten wird. Er konnte jenen Mord nicht mehr rückgängig machen – und wenn seine Karten schon so schlecht standen, dann war es wohl klüger, wenigstens zu versuchen den Rest seines Lebens tugendhaft zu verbringen. Ob es ihm etwas genutzt hat? Hoffentlich!

Kommentar:

Ausgjausnd: Angeblich gerieten zwei Brüder des Obernwirtsgutes einst beim Jausnen in Streit, weil einer des anderen Hundes mit dem Fuß trat und ihm der andere das Messer in die Brust rammte. Überliefert von Pöcherstorfer Mathilde.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.