So erfindarisch waradn d´Leit...

Schon immer waren die Innviertler „G´schichtldrucka“, was man ihnen aber nicht übel nehmen kann, denn a bisal schwanan schåd nie! Wenn wir auch oft für Außenstehende oft ziemlich dickschädlat und stur erscheinen, Ungeselligkeit kann uns wohl keiner vorwerfen. Wer kenn nicht den bekannten Spruch über den Charakter der Innviertler: „Frei red´n und häh singa, schnä fåhr´n und schwa tringa, trei liab´n und fest wehr´n, so håms d´Innviertler gern!“. Jå, so san ma hoit!? Neben diesen Zügen, treten aber auch immer wieder welche hervor, die nicht nur im Erfinden von Geschichten Meister sind, sondern auch von Gerätschaften aller Art, wobei jetzt aber nicht nur Raufwerkzeuge gemeint sind, denen einmal in einer oberösterreichischen Landesaustellung ein eigenes Kapitel gewidmet war, sondern auch von durchaus Nutzbarem. Ein solcher Daniel Düsentrieb des Fortschritts lebte einst in Heitzing in der alten Mühle. Mit Hilfe der Wasserkraft erzeugte dieser damals schon Strom für seinen täglichen Bedarf, sozusagen ein Pionier der Alternativenergie. Genauso wie aber diese heute gegen mächtige Lobbys ankämpft, so hatte es auch dieser nicht einfach, denn es war zwar sein Recht zu bauen was immer er wollte, nicht jedoch dazu das Wasser der Witraun zu verwenden. Es dauerte daher nicht lange, bis die Wasserherrin vor seiner Tür stand, ihn beschimpfte und ihn aufforderte sein kleines Kraftwerk nieder zu reißen, ansonsten würde sie rechtliche Schritte einleiten. Was sollte er tun? Schweren Herzens riss er sein Werk nieder. Nur was wäre ein Erfinder, wenn er für solche Probleme nicht sofort eine Lösung parat hätte – und solche Lösungen müssen nicht immer nur praktischer sondern können oft auch boshafter Natur sein. Er borgte sich daher bei genannter Lobbyistin eines nachts, ohne dass sie es merkte, ein paar Holzscheiter aus und verschwand damit für ein paar Tage in seiner Werkstätte. Nach dieser Zeit brachte er sie genauso klangheimlich wieder zurück, als er sie ausgeborgt hatte. Stellt sich nur die Frage, was hat er in der Zwischenzeit mit den Scheitern gemacht? Vielleicht Peletz aus ihnen gefertigt – und das fünfzig Jahre vor deren Zeit? Hm? Es dauerte eine Weile bis sich von selbst eine Antwort ergab. Plötzlich erschraken eines nachts ganz Mühlwitraun und Heitzing durch einen lauten Kracher. Dunkle Wolken stiegen über dem Haus der besagten Frau auf, die kurz darauf kohlschwarz voll Russ aus diesem rannte. Nach eine Weile fing sie sich wieder und konnte erzählen was geschehen war: wegen der Kälte hätte sie ein paar Scheiter in ihren Ofen nachgelegt, kurze Zeit darauf sei der Ofen explodiert und alles Schwarz geworden. Fragend standen die herbeigelaufenen Menschen da, und einer von ihnen sagte zu dem Erfinder: „Kånnst da du erklär´n, wia des passiert is?“ – „Sie is zwår Herrin vom Wässa – Herr vom Feia scheint åba a åndana z´sei!“ – „Und wer moanst?“ hakte der andere nach. – „Des woaß i ned – i bin netta a Of´nmåcha!“.

Kommentar:

So erfindarisch waradn d´Leit: Einst wohnte in der Mühle in Heitzing ein Mann, der ein ziemlicher Tüftler war und schon bald mit seinem Wasserrad elektrischen Strom erzeugte. Die Besitzerin des Wasserrechts jedoch zwang ihn dazu dies zu unterlassen. Überliefert von Allmannsberger Mathilde nach einer Erzählung von Samhaber Maria, 2006.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.