Oa Rund´n geht nu´...

Zwar sind Klischees wirklich oft nur Klischees, aber manchmal kommen sie doch der Realität sehr nahe. Ein bekanntes Klischee ist, dass die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, oft lieber ihren Durst als diverse Brände löschen. Wenn das auch meistens nicht zutrifft, gibt es doch wieder Geschehnisse, wo Klischees plötzlich real werden. So erging es auch einer der beiden Freiwilligen Feuerwehren, wenn ich auch nicht sage, welcher. Vielleicht ist es auch nur ein „G´schichtl“ ein „Enzenkiringa G´schichtl“, aber deswegen haben wir uns ja zusammengefunden. Angeblich passierte es nämlich, dass eine der beiden Feuerwehren einmal bei einem größeren Feuerwehrwettbewerb in Ried im Innkreis mittat und dabei nicht einmal so schlecht abschnitt. Wie es nun mal so ist, gehören Triumphe gefeiert – immerhin hat man es sich doch verdient und so trank besagte Truppe nicht nur einen, sondern mehrere über den Durst, den Fahrer, der eigentlich nüchtern hätte bleiben müssen, inkludiert. Nach längerem Löschen des Durstes, war es aber doch langsam an der Zeit sich auf den Weg nach Hause zu machen, denn dort hieß es ja in heimatlichem Umfeld weiter zu feiern. Gesagt getan, wurde der Feuerwehrbus mit Mann und Ausrüstung beladen und es ging ab nach Hause. Der etwas angeheiterte Fahrer war sich sicher mit getanktem Zielwasser ohnehin besser Autofahren zu können, und Mannschaft stimmte mit einem Hurra zu. Fahren ist die eine Sache, Kreisverkehre dann aber schon wieder eine andere; solche war man nämlich damals als Enzenkirchner noch nicht so gewöhnt, denn wann kam man schon in die Stadt und auf dem Land einen Kreisverkehr zu errichten, das hätte nur zu unnötiger Verwirrung und allgemeiner Aufruhr geführt – konnte bis dato doch immer noch der Schnellere als erster die Kreuzung passieren, denn wer brauchte schon Rechtsregel, Verkehrsschilder und anderen Schmuck? Leider gab es so einen Kreisverkehr in Ried doch und irgendwie war das dem Fahrer, trotz seines Zielwassers, nicht so ganz geheuer. Nur jetzt den Kreisverkehr zu meiden hätte Feigheit vor dem Feind bedeutet und welcher Sieger würde sich schon als feige bezeichnen lassen? Ergo, war man bald mitten im Kreisverkehr. Nur in einen Kreisverkehr hineinfahren ist die eine, aus ihm wieder heraus zu kommen war eine andere Sache. So wusste man also nichts besseres zu tun, als wie bei einem Formel-1-Rennen eine Runde nach der anderen zu drehen, während die versammelte Mannschaft immer laut brüllte: „Oan Mål geht no´!“. Irgendwie musste sich jedoch langsam bis zum Posten der Rieder Polizei herumgesprochen haben, dass seit einer halben Stunde ein Enzenkirchner Niki Lauda seine Runden drehte und nach dem Triumph beim Feuerwehrwettbewerb jetzt auch noch dabei war die Formel-1-Saison zu gewinnen. Eigentlich fehlte nicht mehr viel zum Ziel, als das rote Feuerwehrrennauto kurz vor dem Sieg angehalten wurde und es dem Streckenposten in Uniform erklären musste, was man mit dieser Kreisverkehrrally bezwecken wollte. Leider wusste man darauf keine erklärende Antwort und so wurde nichts mehr aus der ersehnten Siegfeier in heimatlichen Gefilden, sondern musste sich mit einer drittklassigen Party in einer viertklassigen Unterkunft mit Gitterstäben, genannt Ausnüchterungszelle begnügen. Nun aber mal ehrlich, geht man so mit Siegern und nur knapp gescheiterten Formel-1-Weltmeistern um!? Beamte haben wirklich nicht den geringsten Sportsgeist!?

Kommentar:

Oan Rund´n geht nu: Bei einem Feuerwehrwettbewerb sollen die Mitglieder der Enzenkirchner Feuerwehr irgendwann einmal etwas betrunken gewesen sein und sie sollen einige Runde rund um den Rieder Kreisverkehr gedreht haben. Überliefert von Allmannsberger Gerald nach Erzählungen mehrerer Enzenkirchner o. J.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.