Wås stråhlt denn då so…

Lange Zeit war ich jener Thematik gegenüber doch mehr als nur skeptisch und immer musste ich innerlich lächeln und verneinend den Kopf schütteln, wenn mir jemand das klar machen wollte: Und zwar, dass das Presbyterium unserer Pfarrkirche positive Erdstrahlen empfängt. Nach Jahren der intensiven Forschung muss ich nun aber zugeben, dass ich mich irrte und dort wirklich Strahlen zu empfangen sind. Ich selbst kann es nicht spüren, da ich nicht sensibel genug dafür bin, aber viele andere Menschen. Hier nur einige Beispiele: Bei einer Taufe durchfuhren ein Baby plötzlich jene erdmagnetischen positiven Strahlen, als der Pfarrer ihm das Taufwasser über den Kopf schüttete – „Des ist de göttliche Energie g´wen!“ war sich die Großmutter in jenem Moment mehr als nur sicher – „Und i håm ma denkt, dass oanfåch s´Wässa koid g´wen is!?“ konterte ihr Ehemann. Aber ich bin mir sicher es war die göttliche Energie. Ein weiteres Mal geschah es bei einer Erstkommunion, als plötzlich die Erleuchtung über die Beteiligten kam und ein Kirchenstuhl vor Energie zu brennen begann. Skeptiker behaupteten, dass der Junge daran Schuld war, der mit seiner Taufkerze ein Gebetbuch in Brand setzte – ich aber sage euch, dass es höhere Mächte waren. Auch zwei Ministranten spürten einmal die transzendente Kraft am eigenen Leibe, als sie bei der Wandlung am Priesterkleid so stark zogen und den Priester damit würgten, dass er fast keine Luft mehr bekam. Dem Priester verschlug es damals vor übermächtiger Energie so die Stimme, dass er kein Wort mehr sagen konnte. Nach der Messe analysierte der Priester gemeinsam mit seinen Ministranten das mysteriöse Geschehen und die übermächtige Energie in Form einer allmächtigen Watschen streckte die beiden Ministranten nieder und atomisierte sie fast. Wenn da nicht das Übernatürliche am Werk war!? Mehrere Personen können auch bestätigen, dass vor allem zur Zeit der Mette die jenseitige Energie stärker wirkt, als zu anderen Zeiten – manchem Zeitgenossen macht sie dann so zu schaffen, dass er förmlich spürt wenn die fremde Energie eine gewissen Druck in der Bauchgegend ausübt und dann langsam die Speiseröhre hoch kriecht, dass mancher schon stark zu kämpfen hat kein materielles Halleluja von sich zu geben. Ungläubige sagen natürlich, dass der Betreffende es mit den Feierlichkeiten am heiligen Abend übertrieben hat, aber das sind ja alles Heiden. Wenn auch Männer grundsätzlich solchen Dingen reservierter gegenüberstehen, kann aber trotzdem kaum ein Verheirateter leugnen, wie stark diese Energie auch am Hochzeitstag auf einen einwirkt – entweder man verspürt ein gewisses Kribbeln und Zucken in den Beinen, dass mancher am liebsten flüchten will – oder es wirkt auf einen verstärkt das manchmal leisere manchmal lautere Hämmern im Gehirn, vor allem wenn man am Vorabend der Hochzeit gepoltert wurde. Bei so einem Schädelweh, da können nur die Überirdischen Schuld sein! Ist der Bräutigam dann mit Leib und Seele von jener Energie erfasst, kann es passieren, dass diese Kraft ihn ein ganzes Leben lang nicht mehr los lässt, denn wer kennt sie nicht die unheimlichen Schwingungen des Nudelwalkers der Ehefrau zu nächtlicher Stunde, wenn Mann jenen rauschhaften Kulten huldigte? Sicherlich ließe sich diese Liste noch unendlich fortsetzen, aber ich bin mir sicher, mit diesen mehr als schlagkräftigen Argumenten ist jetzt auch jeder noch so große Skeptiker von jenen elektromagnetischen positiven Strahlungen überzeugt, die vom Presbyterium der Kirche aus auf die ganze Gemeinde abstrahlen.

Kommentar:

Wås stråhlt denn då so: Diese Geschichte sollte eher als kleine Parodie auf den esoterischen Glauben von Erdstrahlen und übernatürlichen Kräften sein, von denen mir schon des Öfteren von mehreren Enzenkirchnern berichtet wurde, ich aber nicht dran glauben kann und will, so lange man solche Hypothesen nicht wissenschaftlichen untermauern kann.

Quelle: Roger Michael Allmannsberger, Sagen aus Enzenkirchen, Teil 2.