Das Schloß Feyregg

Als der Dreißigjährige Krieg zu Ende und der Westfälische Frieden 1648 zu Osnabrück geschlossen war, ritt ein Dragoner der kaiserlichen Reichsarmee durch die Lande seiner Heimat Pfarrkirchen zu. Er war den ganzen Tag geritten und sein gutmütiges Pferd vermochte ihn kaum mehr zu tragen. Er kam in der Silvesternacht im Schneegestöber auf die Anhöhe vor seinem Dorfe, von wo er vor vielen Jahren ausgezogen war.
Weil er in der mondlosen Nacht und bei dem Schneegestöber nicht weit sehen konnte, schlug er mit dem Feuerstein Funken auf die Lunte seines Gewehres, um beim Aufblitzen den ihm wohlbekannten Kirchturm erblicken zu können, damit er wisse, wo er sich befände. Er freute sich schon auf das Wiedersehen mit seiner Mutter, die ihn gewiß schon erwartete.

Das Aufblitzen des Lichtes beim Feuermachen muß im Tal gesehen worden sein, denn es kam von dort ein Lichtlein auf ihn zu. Er hielt nun sein Pferd an, saß ab und ließ es ausruhen. Es waren drei Männer in bäuerlicher Tracht, die er gewahrte. Freudig eilte er ihnen entgegen, um sich von ihnen den Weg zeigen zu lassen. Doch es waren drei mit schweren Kolben bewaffnete Räuber, die über den Soldaten herfielen und nach seinem Gut und Leben trachteten.

Der Dragoner verteidigte sich wohl sehr tapfer, war aber den drei Räubern nicht gewachsen. Bald war sein Arm ermattet und der Soldat drohte der Übermacht zu erliegen. Da fiel sein Blick auf die brennende Lunte, die er geistesgegenwärtig und rasch entschlossen in einen dürren Busch warf, den eine überhängende Felsmauer vor Nässe geschützt hatte. Alsbald flammte ein mächtiges Feuer auf, das im Dorfe gesehen und als Notzeichen erkannt wurde. Es läutete die Notglocke und eine Schar Männer eilten dem mit letzter Kraft kämpfenden Soldaten zu Hilfe. Die drei Räuber ergriffen die Flucht, wurden aber verfolgt, ergriffen und wegen dieser Tat und vieler anderer Verbrechen gerichtlich abgeurteilt und in Steyr hingerichtet.

Der Dragoner war damals vollkommen ermattet zu Boden gesunken und erwachte erst in den Armen seiner Mutter. Als man ihn zum Schulzen des Dorfes erwählt hatte, erzählte er manchen Abend den Leuten seines Heimatdorfes die Geschichte seiner wunderbaren Rettung durch den brennenden Busch im feurigen Eck, das dem dort erbauten Schloß, wie die Sage erzählt, den Namen gegeben hat.

Quelle: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr, mit freundlicher Genehmigung vom © Wilhelm Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, S. 168
Emailzusedung von Norbert Steinwendner, am 11. April 2006