Der geprellte Teufel

So oft der Teufel auch schon geprellt worden ist, immer wieder ließ er sich von einem, der seine Hilfe an Anspruch nahm, übertölpeln, wie die nachfolgende Sage zu erzählen weiß. Vor langer Zeit kam der Teufel zum Bäck in Steinerkirchen, der ihn beschworen hatte, weil er schon bis über den Hals in Schulden stak, damit er ihm mit Geld aus der Not helfe. "Na ja", näselte der Teufel, "im helfe dir schon, du kannst von mir Geld genug haben, aber du mußt mir deine Seele verschreiben." "Meine Seele willst du haben?", entgegnete der Bäck, "nein, da wird nichts draus; aber meinen Leib kannst du haben, wenn du ihn willst". Zuerst schaute der Teufel dumm drein, denn einen Leib hatte er noch nie gefordert, sondern immer nur eine Menschenseele.

Dann aber kam dem Schwarzen die Erleuchtung. Wenn ich den Leib habe, so dachte er sich, dann kann mir die Seele auch nicht auskommen. Der Handel wurde gemacht und mit der Unterschrift des Bäck besiegelt. "So oft du backst", sagte der Teufel, "wirst du zu hinterst im Backofen immer Geld finden". Der Teufel tat, wie es ausgemacht war. Denn wenn es sich um eine Seele handelt, wenn sie auch, wie er meinte, im Leib steckt, ließ es sich der Teufel nicht nachsagen, daß er knauserig sei. Der Bäck fand jedesmal das Geld, das der Teufel im Backofen hinterlegt hatte. Der Bäck zahlte seine Schulden und wurde ungemein reich.

Nach langer Zeit erschien eines Nachts der Teufel in der Backstube und sagte: "Bäck, deine Zeit ist aus, du mußt jetzt mit!" Seelenruhig sagte der Bäck: "Versprochen hab' ich dir meinen Leib, das ist wahr; du kannst ihn auch haben, dort hängt er am Nagel, nimm ihn dir". Der Leib war aber ein Kleidungsstück, eine Weste, volkstümlich "Leib" genannt. Der Teufel machte ein nicht gerade geistreiches Gesicht, weil er sah, daß er von dem Bäck übertölpelt worden war; er schämte sich über seine Dummheit, drehte sich um und fuhr voll Zorn unter Schwefelgestank ab.

Quelle: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr, mit freundlicher Genehmigung vom © Wilhelm Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, S. 192
Emailzusedung von Norbert Steinwendner, am 11. April 2006