Die Kirche Heiligenkreuz

Eine halbe Stunde entfernt von Kremsmünster steht auf einsamer Heide die unter dem Abt Schreivogel von dem italienischen Baumeister Carlo Antonio Carlone 1687 bis 1690 erbaute Wallfahrtskirme Heiligenkreuz, die mit ihren zwei Spitztürmen weit ins Land schaut. Sie wurde einem Gelübde des genannten Abtes folgend, nach der schweren Pestzeit erbaut.

An der Stelle der Kirche stand schon längere Zeit eine Kreuzsäule. Als die Pest verheerend wütete, zogen die Leute scharenweise zur einsamen Kreuzsäule, um Schutz vor dieser schreck1ichen Krankheit zu erflehen. Es geschahen auch, wie die Legende erzählt, viele Heilungen.

Nach dem Schwinden dieser furchtbaren Seuche erbaute der vorgenannte Abt, wie gesagt, auf ein Gelübde hin hier eine Kirche. Man schaffte daher die Kreuzsäule weg. Aber siehe da, am nächsten Morgen stand sie wieder an ihrer alten Stelle. Nach zwei weiteren Versuchen stand sie immer wieder an derselben Stelle. Nun ließ man die Kreuzsäule auf ihrem alten Platze stehen und baute die Kirche so, daß sie dann im Innern der Kirche auf der rechten Seite, nämlich auf der Epistelseite, zu stehen kam.

Eine zweite Sage aber erzählt: Als man die schlanke Kreuzsäule wegbringen wollte, fiel sie jedesmal um. Man beließ sie nun auf dem alten Platz und baute die Kirche darüber. Sie steht heute noch in der Kirme, vorne auf der rechten Seite .. Der Volksmund erzählt, daß einst in Ried im Kremstale viele Leute an der Pest starben. Die überlebenden verlobten sich zur Kirche in Heiligenkreuz, zu der sie alljährlich am Florianitag (4. Mai) die Wallfahrt unternahmen. Ein altes Bild in der Kirche stellt diese Pestwallfahrt dar.

Ober dem Eingang zur Kirche Heiligenkreuz ist an der Mauerwand ein bildhauerisch seltsamer steinerner Kopf zu sehen; er soll den Kopf des Abtes Schreivogel von Kremschünster, des Erbauers der Kirche, vorstellen. Eine alte Sage erzählt, daß die Kirche Heiligenkreuz anfangs nur einen Turm gehabt haben soll. Da wurde vor vielen Jahren, wie die Sage weiterspinnt, in der Kirche einmal ein Priester erschlagen. Zur Sühne für die schreckliche Tat wurde dann ein zweiter Turm gebaut.

Vielleicht wird der steinerne Kopf oberhalb dem Eingang mit dieser Begebenheit in Zusammenhang gebracht oder er gab Veranlassung zu dieser der Wahrheit entbehrenden merkwürdigen Sage.

Quelle: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr, mit freundlicher Genehmigung vom © Wilhelm Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, S. 166
Emailzusedung von Norbert Steinwendner, am 11. April 2006