Der Hörndlrichter-Jogl

Wie alte Leute zu berichtten wissen, soll es früher des Nachts auf dem Damberg nicht geheuer gewesen sein; es hieß, der "Böse" gehe um. Besonders in und um den "Hoadnstadel", der seit jeher ein Unterschlupf lichtscheuen Gesindels war, der aber schon lange nicht mehr existiert, habe er sein Unwesen getrieben.

Der "Hörndlrichter-Jogl", ein. von den Bergbauern sehr geschätzter Mann, dessen Beruf es war, den Ochsen die fehlerhaft gewachsenen Hörner gleichmäßig zu richten, damit sie kein Hindernis im Anlegen des Zugjoches bildeten, ging einmal nach getaner Arbeit bei einem Bauern des Nachs über den Damberg ins Dambachtal, wo er zu Hause war.·Als er so alleine über die einsame Heide ging, kam plötzlich ein Mann hinter ihm nachgegangen, den er für einen Jäger hielt; er war froh, in dem dunkelbewaldeten Gelände einen Begleiter zu haben; denn zu zweien, dachte er sich, ist das Gehen viel kurzweiliger und man kommt, wie die Meinung ist, etwas schneller heim.

Nachdem sie schon ein Stück Weges gegangen waren, merkte der JogI, daß der Jäger ein wenig hinke; der eine Fuß, wie er sah, war nämlich eine Goaßhaxn. Als der JogI, dem die "Schiach" anging, darüber nachsann, wie er von seinem unheimlichen, wortkargen Begleiter, der niemand anderer als der Teufel war, loskommen könnte, war der Jäger verschwunden, denn der Hörndlrichter-Jogl hatte seinen Rosenkranz, den der Teufel wie das Weihwasser fürchtet, aus seiner Tasche gezogen.

Quelle: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr, mit freundlicher Genehmigung vom © Wilhelm Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, S. 44
Emailzusendung von Norbert Steinwendner, am 11. April 2006