Das "Weiße Kreuz" bei St. Florian

In unserem Heimatlande Österreich gibt es noch viele Wegkreuze, Bildstöcke und Denksäulen, die Menschenhände in vergangenen Zeiten aus Stein errichtet haben. Mannigfach in ihren Formen und Arten, stehen diese oft kunstvoll gearbeiteten Wegkreuze in der schönen österreichischen Landschaft. Das Volk hält diese steinernen Zeugen einer längst verklungenen Zeit hoch in Ehren; im Frühling, besonders aber zu Fronleichnam, werden diese sagenumrankten Wegweiser Gottes liebevoll mit Blumen und Kränzen geschmückt.
Zwischen dem Markt St. Florian und dem Schloß Hohenbrunn steht an der Niederneukirchner Straße eine schöne, schlanke Kreuzsäule, genannt das "Weiße Kreuz". Das spitzgiebelige Dächlein über dem Kapellenraum trägt als Abschluß drei steinerne Kreuze, von denen das mittlere über die beiden anderen hinausragt. Von dieser schmucken Kreuzsäule, die dem Stift St. Florian gehört, geht die Sage, daß unter dem Erdhügel, auf dem die Säule steht, drei Anführer einer Kriegsschar samt ihrer ganzen Ausrüstung und ihren Pferden begraben liegen. Zum Gedenken an diese drei Krieger stehen, so heißt es, die drei Kreuze auf der Steinsäule. Es wird auch gesagt, daß unter der Kreuzsäule drei hohe, französische Offiziere mit ihren Pferden begraben sein sollen. Darum wird das Kreuz auch "Franzosen-Kreuz" genannt. Die Steinsäule ist aber gewiß schon älter und dürfte lange vor den Franzosenkriegen errichtet worden sein.

Quelle: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr, mit freundlicher Genehmigung vom © Wilhelm Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, S. 193
Emailzusedung von Norbert Steinwendner, am 11. April 2006