Das Marktwappen von Windischgarsten

In einem sonnenhellen Tal, von der Teichl, dem Dambach und dem Edelbach durchflossen, liegt der liebliche Markt Windischgarsten mit seiner herrlichen Bergumwallung, welche ihm das Hochsengsengebirge, die Pyhrgas- und Prielgruppe und der Damberg geben. Hier hatten schon die Römer eine der vielen Reichspoststationen, genannt Ernolatia, eingerichtet. Sie lag an der Römerstraße über den Pyhrn, an der sogenannten großen Pilgerstraße. Zur Zeit der Völkerwanderung wurde Ernolatia gleich vielen anderen Römersiedlungen in unseren Landen zerstört.

Das heutige Windischgarsten wurde im Jahre 1444 zum Markt erhoben. Es zeigt in seinem Wappen auf blauem Grunde eine goldene, gestürzte, mit drei goldenen Gerstenähren besteckte Mondsichel,· begleitet von drei goldenen sechsstrahligen Sternen, und zwar einem großen unten und zwei kleineren oben zu beiden Seiten der Ähren. Hierüber berichtet eine im Volke wurzelnde uralte Sage:

Vor längst verwichenen Zeiten zogen Handel treibende windische Kaufleute auf der Pyhrnstraße von Süden kommend nach Norden. Auf schweren knarrenden und ächzenden Wagen hatten sie neben verschiedenem Handelsgut auch Säcke mit Gerste geladen. Bei der einstigen in Trümmern liegenden römischen Poststation machten sie Rast. Durch das Schleudern auf der holprigen und steinigen Straße war ein Gerstensack geplatzt, aus dem viele Gerstenkörner zur Erde rollten und verstreut wurden.

Als sie nach einem halben Jahr auf dem Rückweg wieder zu der Stelle kamen, wo die Gerstenkörner damals auf die Erde gefallen waren, da sahen sie die schönsten Halme stehen, deren Ähren reiche Frucht trugen. Erfreut über die Fruchtbarkeit des sonnigen Talbodens, machten sich hier mehrere windische Kaufleute seßhaft und bauten sich Häuser. Bald kamen noch mehrere ihrer Landsleute und siedelten sich hier an. Und so entstand der Ort Wendisch-Gersten, welcher Name sich im Laufe der Zeit in Windischgarsten veränderte. Auch die Bajuwaren, die später kamen, fanden die Gegend entzückend schön, blieben hier und gingen nicht mehr fort.

Quelle: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr, mit freundlicher Genehmigung vom © Wilhelm Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, S. 151
Emailzusedung von Norbert Steinwendner, am 11. April 2006