Die feindlichen Brüder von Rechberg

Westlich von Ried im Traunkreis am linken Ufer des der Traun zufließenden Aiterbaches, in der Ortschaft Rührendorf, stand in mäßiger Anhöhe die alte, im Jahre 1170 zum erstenmale urkundlich genannte Burg Rechberg. Gründer und Besitzer dieser Burg, die wahrscheinlich eine Wasserburg gewesen ist, war das Geschlecht derer von Rechberg.

Die Rechberger waren die Dienstmannen des berühmten Edelgeschlechtes der Polheimer. Nach dem Aussterben der Rechberger um 1325 kam die Burg in den Besitz der Losensteiner. Doch diese hatten die Burg nicht lange; denn im Jahre 1357 war die Burg Rechberg im Besitz der Pollheimer. Warum die Burg verödete, ist nicht bekannt.

Von dieser Burg der Rechberger erzählt die Sage folgende tragische Begebenheit: Nach dem damaligen Erbrecht und nach dem Willen des Vaters sollte der Erstgeborene die Burg erben. Der jüngere Sohn aber wollte dies nicht zulassen, da er sich mit Geld nicht entschädigen lassen wollte. Der ältere Bruder wollte aber zu Gunsten seines jüngeren Bruders auf das ihm zustehende Erbe nicht verzichten. Und so entstand eine wahre Todfeindschaft zwischen den beiden Brüdern, die bei jeder sich darbietenden Gelegenheit in Tätlichkeiten ausartete. Der Haß der beiden gegeneinander war so groB, daß sie auf Ort, Zeit und Menschen keine Rücksicht mehr nahmen.

An einem Sonntage trafen sich die Brüder in der Kirche und gerieten sogar in diesem dem Gottesdienste geweihten Orte hart aneinander. Ohne sich um die Heiligkeit des Ortes zu kümmern, fingen sie laut zu streiten an und wurden sogar gewalttätig, worüber sich die Kirchenbesucher empörten und sie zu trennen suchten, was ihnen aber nicht gelang, denn sie setzten in ihrem blindwütigen Hasse den Streit fort. Hinter dem Hochaltar griffen sie zu den Waffen und sie erstachen einander.

Wegen dieser Greueltat wurde der Gottesdienst in der entweihten Kirche auf lange Zeit aufgehoben und das Pfarrvolk in die Kirche nach Weigersdorf beschieden.

Nach einer anderen überlieferung soll bei diesem Zweikampfe der Brüder einer von den beiden am Leben geblieben sein. Dieser flüchtete nach dem Mord nach Grünau im Almtale und fristete sein Leben als Einsiedler am Jakobsbrunnen. Die Verwandten aber verfolgten und spürten ihn dort auf, worauf sie ihn kurzerhand erschlugen.

Quelle: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr, mit freundlicher Genehmigung vom © Wilhelm Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, S. 173
Emailzusedung von Norbert Steinwendner, am 11. April 2006