Die versunkene Sichelschmiede

Hoch droben auf dem Mitterberg-Kogel, einige Minuten vom Bauernhause Groß-Mitterberger in der Laussa entfernt, liegt eine Erdmulde, die die Leute "Moorwiesen"; meistens aber "Geißberger-Moos" nennen, weil die Wiese zu dem weiter unten auf dem Hange des Berges liegenden Bauernhause Geißberger gehört. Auf dieser Wiese wächst nur langes, dünnes, saures Gras, sogenanntes „Bürstlinggras“, das die Leute auch "Hasenbart" oder "Dachsbart" nennen.

Die Sage weiß zu berichten, daß auf dieser Wiese einst eine Sichelschmiede stand. Sie ist zur „Straf' Gottes“ mit Meister und Gesellen versunken, weil diese bei ihrer Arbeit immer arg fluchten. Der alte, lange schon verstorbene Groß-Mitterberger, ein lustiger Kauz, sagte immer zu den Schulbuben, wenn er mit ihnen über den weichen, nachgiebigen Wiesenboden ging: "Rennts, Buam, rennts, da schau'n d'Schmied mit dö Hoar aussa!" Und die Buben liefen, was sie laufen konnten über das Wiesenstück, wo die "Haare" der Sichelschmiede herausschauten.

Quelle: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr, mit freundlicher Genehmigung vom © Wilhelm Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, S. 111
Emailzusedung von Norbert Steinwendner, am 11. April 2006