Wie der Teufel den Stodermüller austränken wollte

Zwischen Sonnberg und Mitterberg in Laussa liegt der Stodergraben. Am Eingang in diesen Graben erheben sich, mit den genannten Bergen verwachsen und steil aufragend, zwei unförmliche, altersgraue Felsmauern. An der einen steht das Wirtshaus Kammergraber, früher "Wirtshaus vor der Laussa" genannt. Am Fuße der zweiten Felsmauer steht das kleine Stögerhaus, ein ehemaliges Wirts- und Nagelschmiedhaus, das eines der ältesten Häuser des Ortes ist.

Zwischen der "Wirtsmauer" und der "Stögermauer", wie die beiden Steinfelsen nach den zwei Häusern heißen, rinnt der Stoderbach durch, der eilenden Laufes durch den Ort rinnt und sich dann in den ziemlich großen, vom 916 Meter hohen Plattenberg kommenden Laussabach stürzt.

In uralter Zeit, so erzählt die Sage, waren die zwei genannten Felsmauern zusammengewachsen gewesen und haben eine einzige hohe Mauer gebildet, die den Stodergraben sperrte und den Stoderbach staute; das Wasser, eingezwängt zwischen den Bergen, stieg höher und höher, bis die Mauer der Urgewalt des Wassers wich und in der Mitte durchgerissen wurde. Seither ragen die Überreste dieser Steinmauer beiderseits des Baches steil auf.

Eine andere Sage bringt die zwei Steinfelsen in Verbindung mit der Stodermühle, die eine Viertelstunde ostwärts von Laussa im Stodergraben liegt. In dieser Mühle werkte vor vielen Jahren der fleißige Stodermüller. Er war nicht nur ein fleißiger, sondern auch ein gottesfürchtiger und frommer Mann, was dem Teufel gar nicht gefallen wollte. Und was der Teufel auch unternahm, den Müller von seiner Frömmigkeit abzubringen, es glückte ihm nicht. Voll Wut beschloß er, den Müller im Stodergraben auszutränken. Zu diesem Zweck wollte er in einer Nacht, da alles schlief, eine gewaltige Steinmauer aufführen, die den Stoderbach stauen und die Mühle unter Wasser setzen sollte, damit der Müller samt seinen Leuten darin ersaufe. Dies glückte ihm aber· nicht, denn er mußte, durch irgend einen Umstand, den die Sage nicht mehr weiß, verhindert, von seinem mit Eifer begonnenen Werk ablassen. Die beiden Steinfelsen aber stehen noch als Zeugen seines teuflischen Vorhabens.

Quelle: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr, mit freundlicher Genehmigung vom © Wilhelm Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, S. 110
Emailzusedung von Norbert Steinwendner, am 11. April 2006