Der Teufel baut eine Brücke

Vor längerer Zeit, als die Eisenbahn durch das Steyrtal noch nicht gebaut war und auch die Straßen noch schier schmale und krumme Wege waren, baute der Teufel eine Stunde von der Ortschaft Klaus entfernt über eine tiefe Wasser- und Waldschlucht eine hohe und massive Brücke. Als Preis verlangte er, daß der erste, der die Brücke überschreitet, ihm gehören müsse. Im Hinblick auf die zu erbeutende Menschenseele, machte sich der Teufel mit Feuereifer ans Werk und bald war die Brücke fertig.

Aber keiner der Männer, die dem Teufel das Verlangte versprachen, wollte als erster über die Brücke gehen und so in die Gewalt des Teufels kommen. Da kam einer der Männer, der genug Witz besaß; auf den Gedanken, einen Hahn, was immer er für eine Farbe habe, über die Brücke zu jagen, welch guten Einfall die Männer freudig aufnahmen.

Nun wurde ein Hahn mit Klatschen und Geschrei über die Brücke gescheucht. Als der Hahn am Ende der Brücke ankam, sauste der Teufel, der sich um seinen Lohn betrogen sah, daher, packte den großen Vogel voll Wut und fuhr brüllend mit ihm durch die Lüfte davon.

Quelle: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr, mit freundlicher Genehmigung vom © Wilhelm Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, S. 150
Emailzusedung von Norbert Steinwendner, am 11. April 2006