Die zerstörte Burg
Am Abhang des Damberges, unterhalb der Windlochhöhle, liegen, von Waldbäumen beschattet, von Himbeer- und Brombeersträuchern überwuchert, zahlreiche grünbemooste Steine, über die der Fuß des Menschen stolpert, wenn er nach den köstlichen Beeren sucht, die in den Schlägen am sonnigen Hang so vortrefflich gedeihen.
Eine uralte mündliche Überlieferung berichtet, daß vor vielen Jahren am äußersten Rand des Damberges, dort, wo das steinerne Maul, "Windloch" genannt, sich öffnet, eine Burg gestanden ist. Der Besitzer dieser Burg raubte eines Tages das schöne Weib des Ritters von der Burg Losenstein und entführte es auf seine hochgelegene Feste.
Der Losensteiner aber zog mit seinen streitbaren Mannen heran und belagerte die Burg des Räubers. Er nahm sie ein und zerstörte sie; die Steine ließ er den steilen Berg hinabrollen, daher die vielen Steine am Abhang des Berges.
Hier liegt die Sage im Widerstreit mit der Historie, die nichts von einer Burg auf dem Rücken des Damberges weiß. Es ist möglich, daß das sagenumwobene "Windloch" im germanischen Götterkult einst eine Rolle gespielt hat; vielleicht ist hier Hel, die Göttin der Unterwelt (christlich: Hölle) verehrt worden. Und tatsächlich findet sich im Bezirke des Damberges eine Örtlichkeit, welche die Bezeichnung "In der Höll'" führt.
Quelle: Franz Harrer, Sagen und Legenden von Steyr, mit freundlicher Genehmigung vom © Wilhelm Ennsthaler Verlag, Steyr 1980, S. 41f
Emailzusendung von Norbert Steinwendner, am 11. April 2006