DIE SCHÖNDORFER KIRCHE

Die älteste und auch schönste Kirche von Vöcklabruck ist die Schöndorfer Kirche. Es kommt daher, daß Schöndorf die erste Siedlung hier war. Sie steht auf einem Hang außerhalb der Stadt. Früher war dies die Pfarrkirche der Stadt. Erste Erwähnung der Kirche war im neunten Jahrhundert. Natürlich wurde sie oft umgebaut, so daß man heute nicht mehr weiß, wie sie ursprünglich ausgesehen hat.

Schöndorfer Kirche Vöcklabruck, © Wolfgang Morscher

Vöcklabruck, Schöndorfer Kiche
© Wolfgang Morscher

Vöcklabruck soll einst so groß gewesen sein, daß die Kirche von Schöndorf mitten in der Stadt lag. Wahrscheinlich war diese Stadt abgebrannt, wie es der Hacklbauer in Zeiling bei Gampern beim Kreisstehen vorausgesehen hatte.

Die große Glocke, die im Turm hängt, war früher hell und laut bis Wels hörbar. Nicht nur die Menschen der Stadt feierten in dieser Kirche ihre Andacht. Die Untersberger Manndl hielten Wallfahrten in dieser Kirche ab. In unterirdischen Gängen kamen sie in Scharen und sangen ihre Lieder. Ältere Menschen wollten dies noch selbst gehört haben. Solche Gänge gab es einige. Einer soll sich von hier bis nach Oberhaus und ein anderer nach Oberthalheim erstreckt haben. Auch soll eine unterirdische Abzweigung in einen weiteren Gang zur Strauberkapelle vorhanden gewesen sein. Diese Gänge wurden auch zu kriegerischen Zeiten von den Stadtbewohnern zum Schutz und als Fluchtweg benutzt.

Auch von einem Wunder ist zu berichten. In der Schöndorfer Kirche stand einst eine wunderschöne Marienstatue, an deren Finger ein wertvoller Ring steckte. Ein Räuber, der viele Kirchen in der Umgebung um schöne Dinge erleichterte, hatte es auf diesen Ring abgesehen. Da die Kirche meist offen war, wartete er einen günstigen Moment ab und schlich sich hinein. Um die Statue zu erreichen, mußte er auf den Altar steigen. Er griff nach dem Ring und wollte ihn abziehen, als er plötzlich spürte, wie sich klate Finger um seine Hand schlossen. Er glaubte zu träumen. Die Marienstatue hielt ihn tatsächlich fest im Griff. Er rüttelte und zog. Aber er konnte sich nicht befreien. Mitsamt der Statue zu fliehen gelang ihm auch nicht, da sie zu schwer war. So hing er den ganzen Tag an der Statue und mußte warten, bis der Pfarrer kam, die Kirche abzuschließen. Seine Hand und seine Füße waren ihm schon eingeschlafen. Da die Figur zu hoch oben war, konnte er sich nicht einmal setzen. Und so hing er. Der Pfarrer staunte nicht schlecht, als er den hilflosen Räuber auf seinem Altar fand. Erst als die Wachen ihn holten, ließ die Statue die Hand des Räubers aus.


Quelle: Das Hausruckviertel in seinen Sagen, Hg von Erich Weidinger, Weitra 1996, Seite 121