KAISER MAXIMILIAN I. STIRBT ZU WELS
Es war der 22. März 1459, wo Kaiser Maximilian I. die Welt betrat. Er war ein tätiger und mutvoller Prinz, welcher an den damaligen wichtigen, politischen Angelegenheiten einen lebhaften Anteil nahm. Er gab Deutschland als Kaiser 1495 den allgemeinen Landfrieden, erneuerte denselben 1500, und brachte das verfallene Kammergericht wieder in aufrechten Stand. Seiner klugheit, Entschlossenheit und unermüdeten Tätigkeit hatte es Deutschland zu danken, daß es unter den europäischen Mächten wieder in Achtung kam. Er liebte und beförderte die Wissenschaften, belohnte die Gelehrten nach Kräften, suchte den Universitäten Wien und Ingolstadt wieder auszuhelfen, und stiftete auf der ersteren eine Professur der Dichtkunst. Von dieser war Maximilian ein großer Liebhaber, und er schrieb selbst einige Gedichte. Auch hatte er verschiedenen Gelehrten eine umständliche Beschreibung seines Lebens unter erdichteten Rahmen in die Feder diktiert. Davon war die Hälfte 1512 fertig. 1514 befahl der befahl der Kaiser seinem Geheimschreiber Treitzsauerwein von Erntreitz, das Buch "in Schrift und Gemel" in Ordnung zu bringen. Man entdeckte es aber erst in unseren Zeiten wieder zu Grätz. Von da in die k.k. Hofbibliothek gebracht, wurde es von dieser dem Drucke unter dem Titel übergeben: "Der Weißkunig, eine Erzählung von den Thaten Kaiser Maximilian I. von Marx Treitzsauerwein, auf dessen Angaben zusammengetragen; nebst der von Hannsen Burgmair dazu verfertigten Holzschnitten. Wien 1775."
Grabmal Kaiser Maximilians Innsbruck
Hofkirche
(Detail Ansicht mit Familie, sog. "Schwarze Mander")
Foto © Wolfgang
Morscher
Kaier Maximilian befand sich öfters in Innsbruck. Hier war es, wo
er einst beim Anblicke des goldenen Dåchleins befahl, ihm ein Haus
für eine schönere Welt zu bauen. Und eine deutsche Eiche wählte
sich der männlich-feste Kaiser und ließ sich daraus sein letztes,
schönes Haus zimmern: den Sarg. Und von dem Sarge trennte er sich
seit jenem Tage nie mehr. An diesem lag er oft betend auf den Knien; zu
diesem ging er allnächtlich hin und schloß ihn mit Ruhe auf,
und besah das Grabzeug in demselben. Beim Sarge war es, wo Kaiser Maximilian
mit sich allein betrachtungsvoll stand. Da legte er denkend die Hand aufs
Herz, und erkannte den schnöden Tand der Welt. Beim Sarge vergaß
Maximilian seinen Kaiserschmuck, und fühlte sich bei diesem einen
stillen Bürger der Sterne. Dieser Sarg begleitete den Kaiser von
nun an auf allen seinen Reisen, und während Viele glaubten, er führe
in einem Kasten seine Schätze mit sich, war es der Sarg des Kaisers.
Und als die Ärzte wieder in Innsbruck sahen, wie der Kaiser immer
mehr abzehre, rieten sie ihm zu einer Luftveränderung. Es wurde also
ein Schiff ausgerüstet, den Kaiser nach Oberösterreich zu bringen,
wo er auch gern geweilet. Hier zog er in die Burg Wels ein, und hinter
ihm fuhr langsam ein schwarz behangener Wagen. Dieser barg den Sarg des
Kaisers, in den er auch bald gelegt wurde. Am 12. Jänner 1519 schloß
der Monarch sein ermüdetes Auge. Eine hölzerne, einfach verzierte
Tafel in einem Zimmer der Burg Wels (von vielen Fremden mit heiligem Schauer
betreten) von Sebastian Tombner 1543 erzählt uns in altdeutschen
Reimen den Lebenslauf und das Ende des hier verstorbenen großen
Maximilian. Der Prälat Johann Schrein von Kremsmünster hielt
über den Sterbenden die Segenshand des Priesters.
Quelle: Erzählungen und Volkssagen aus den
Tagen der Vorzeit von dem Erzherzogthume ob der Enns, Ein Unterhaltungsbuch
für Jedermann, Linz 1834, Faksimile Druck, Linz 1991, Seite 83