GELÖBNIS UND ERFÜLLUNG

Ein Bürgermeister von Laufen, der Schiffmeister Tettenbacher, sollte einst von Tittmoning eine Schiffsladung Wem nach Laufen bringen, konnte dies aber wegen des seichten Wasserstandes der Salzach nicht vollbringen. Da gelobte er, in der Wallfahrtskirche Maria Bühel zur Zeit der Maria-Heimsuchungs-Oktave neun Litaneien zu stiften. Und siehe da, es trat ein starker Regen ein, die Salzach schwoll an, und die Schiffe mit der Weinladung konnten ohne jede Gefahr und Schwierigkeit Laufen erreichen. - Einst lag die Frau des Schiffmeisters an einer schweren Krankheit darnieder. Um Heilung zu finden, schickte sie zwei Pilger zum Grab der Apostelfürsten nach Rom und gelobte, reiche Opfer zu spenden, wenn sie wieder genesen würde. Die Pilger kamen zur selben Stunde nach Laufen zurück, da Frau Tettenbacher ihre Seele aushauchte und fanden ihren Ehering, der ihr vom Finger gefallen war, als sie nach ihrem Tode von Engeln in den Himmel getragen wurde. Zum bleibenden Gedächtnis an dieses Ereignis wurde auf dem Bichl, an der Straßenkreuzung nach St. Georgen und Lamprechtshausen, ein Votivstein errichtet, auf welchem zu lesen stand: "Zur Erinnerung an Frau Sophie Tettenbacher, geborene Haidenthaler, welche am 15. Mai 1682 zwischen 6 und 7 Uhr früh in Gott selig verschieden ist. Diese Frau hat sich im Leben durch Wohltätigkeit gegen die Armen ausgezeichnet. Nach ihrem Hinscheiden wurden fromme Pilger durch Auffinden ihres Eheringes in das Haus ihrer Zurückgebliebenen geführt, wo sie gastliche Aufnahme fanden und das Lob der größten Wohltäterin verkündeten."

Quelle: Josef Brettenthaler, Das große Salzburger Sagenbuch, Krispl 1994, S. 78