Das Hündlein mit der Fackel

Zwischen Kirchgaß und Schwaig im Untermoos liegt das Krahlehen, ein Bauerngut. Früher stand das dazugehörige "Zimmer"- (Stallung und Scheune) westlich vom Wohnhause, und die Viehgasse ging mitten zwischen beiden durch.

In dem "Zimmer" nun geisterte es oft gewaltig herum. Wenn die Stallmagd nachts in den Stall hinausging, sah sie oft ein kleines Hündlein, das, auf einer kleinen Truhe sitzend, eine Fackel im Maule hielt. Auffallenderweise brannte das "Zimmer" auch wiederholt nieder, ohne daß das so naheliegende Wohnhaus den geringsten Schaden litt; die Ursache des oftmaligen Brandes schrieb man dem Hündlein mit der Fackel zu und baute endlich das )Zimmer" nördlich vom Wohnhause auf. Als man später auf der Brandstatt nachgrub, fand man an der Stelle, wo das Hündlein zu sitzen pflegte, einige Kisten voll Geld. Von daher schreibt sich auch der frühere Reichtum der Krahlehenbesitzer her, der so bedeutend war, daß man, als eine Tochter zum Schaidl in die Hachau hinaus heiratete, das Geld auf Wagen nachführte. Das auf der Brandstatt aufgefundene Geld soll gelegentlich der Emigration der Protestanten aus Salzburg dort vergraben worden sein.

Quelle: R. von Freisauff, Salzburger Volkssagen, Bd. 2, Wien/Pest/Leipzig 1880, S. 579, zit. nach Leander Petzold, Sagen aus Salzburg, München 1993, S. 223.